In Quito traf unterdessen ein Protestmarsch von Indigenen ein, der die Stimmung zusätzlich anheizte. Der Indigenen-Verband Conaie kritisiert die Regierung scharf und wirft den Sicherheitskräften ein brutales Vorgehen vor. Für die Gewalt bei den Demonstrationen seien infiltrierte Agenten verantwortlich, deren Aufgabe es sei, den Protesten die Legitimation zu entziehen.
Dem TV-Sender CNN sagte Conaie-Chef Jaime Vargas am Abend, der Streik werde so lange fortgesetzt, so lange die Regierung die umstrittenen Maßnahmen nicht zurücknehme. Das lehnte Moreno am Abend ab. Vargas wies Morenos Vorwürfe zurück, die Demonstrationen seien aus dem Ausland finanziert. „Wir unterstützen uns selbst“, so Vargas. Die Demonstranten würden von der indigenen Bevölkerung unterstützt.
Inmitten der aufgeheizten Atmosphäre meldeten sich auch Ecuadors Bischöfe zu Wort und riefen zu einem ernsthaften und respektvollen Dialog aller Konfliktparteien auf. Regierung, politische Akteure und Vertreter der Zivilgesellschaft müssten sich zusammensetzen, um die „Spannungen und Konflikte in der Gesellschaft zu lösen.“
Die Unruhen entzündeten sich in der vergangenen Woche an der Entscheidung der Regierung Moreno, die hohen Subventionen für Benzin und Diesel mit sofortiger Wirkung zu streichen. Als Folge stiegen die Preise deutlich an; das Transportgewerbe begann einen Streik. Die Maßnahme verhängte Moreno, weil die Weltbank im Gegenzug für einen Kredit von 4,2 Milliarden Euro die Senkung öffentlicher Ausgaben erwartet.
Von Tobias Käufer (KNA)
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