Über Gespräche hat es in den vergangenen Monaten viele Spekulationen gegeben. Auch Vertreter von Zivilgesellschaft, Kirchen und Moscheen diskutierten immer wieder über mögliche Konferenzen. Einer der Befürworter ist Kardinal Christian Tumi, emeritierter Erzbischof von Douala. Gemeinsam mit Vertretern der Protestanten und der Muslime überreichte er vergangene Woche Premierminister Joseph Dion Ngute ein 400 Seiten umfassendes Schreiben.
Dass aber nach einer Woche eine Lösung präsentiert wird, ist nicht zu erwarten. Und dass nicht wirklich ergebnisoffen diskutiert werden wird, hat Biya schon bei seiner Ankündigung betont: Kamerun sei unteilbar. Doch genau das und die Ausrufung der anglophonen „Republik Ambazonien“ in Südkamerun fordern Separatisten um Sisiku Ayuk Tabe, der im August mit neun Mitstreitern zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurde.
In den vergangenen Monaten gab es zahlreiche weitere Verhaftungen. In Yaoundé ist seit Januar Oppositionspolitiker Maurice Kamto (65) in Haft, Zweiter der Präsidentschaftswahlen 2018. Damals hatten er und seine Anhänger zu Demonstrationen gegen das Biya-Regime aufgerufen. Kamto wird vorgeworfen, einen Aufstand geplant zu haben und sich gegenüber dem „Vaterland feindlich verhalten zu haben“. Er könnte sogar mit dem Tod bestraft werden. Der Prozessauftakt vor einem Militärgericht beginnt am 8. Oktober. Mit Kamto sind 103 weitere Personen inhaftiert, darunter auch der Rapper Valsero.
Auch der Deutsche Wilfried Siewe sitzt derzeit in Kamerun im Gefängnis. Verurteilt wurde der Ingenieur mit kamerunischen Wurzeln bereits zu drei Jahren Haft, weil er sich an einem Gefängnisaufstand beteiligt haben soll. Jetzt folgt ein weiterer Prozess vor einem Militärgericht. Nach Angaben der Familie war Siewe im Februar bei einem Familienurlaub verhaftet worden, weil er Fotos gemacht hatte.
Gegen die Entwicklungen im Land haben Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International immer wieder protestiert. Oppositionelle seien in der Untersuchungshaft gefoltert worden. Die Nichtregierungsorganisation Freedom House mit Sitz in Washington stuft Kamerun als „nicht frei“ ein.
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