Waldbrände im Amazonas gehen weiter
Amazonas-Synode ‐ Die andauernden Brände im Amazonasgebiet wirken sich bis in den Alltag der Region aus: Wegen dichter Qualmwolken musste am Sonntag ein Fußballspiel unterbrochen werden. Rund 30.000 Bewohner mussten zudem im August wegen Atembeschwerden ärztlich behandelt werden.
Aktualisiert: 26.08.2019
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Die andauernden Brände im Amazonasgebiet wirken sich bis in den Alltag der Region aus: Wegen dichter Qualmwolken musste am Sonntag ein Spiel der 3. brasilianischen Fußballliga in Rio Branco im Teilstaat Acre unterbrochen werden. Der Teilstaat an der Grenze zu Bolivien ist besonders von den im Amazonaswald tobenden Waldbränden betroffen. Rund 30.000 Bewohner von Rio Branco mussten demnach im August bereits wegen Atembeschwerden ärztlich behandelt werden.
In der 25. Minute der Partie zwischen Atletico Acreano und Luverdense drang dichter Qualm in das Stadion Florestao. Die Partie wurde für 20 Minuten unterbrochen, während Feuerwehrleute bis zu zwei Meter hohe Flammen in einem Wald in Stadionnähe bekämpften. Bei Wiederanpfiff wurde das Flutlicht angeschaltet, da der Qualm den Himmel verdunkelte.
Der Teilstaat Acre ist eine der am meisten von den Bränden betroffenen Regionen Amazoniens. Auch im benachbarten Bolivien toben riesige Waldbrände. Am Freitag rief Acres Gouverneur Gladson Cameli den Notstand aus. Neben Unterstützung durch das Militär bat er auch Argentinien um Hilfe bei der Brandbekämpfung.
Cameli gilt als Förderer der Agrarindustrie. So forderte er im Mai die Landwirte auf, die von der staatlichen Umweltbehörde Ibama verhängten Bußgelder nicht zu bezahlen. Damit seien diese ermuntert worden, den Wald anzuzünden, urteilen Umweltexperten.
Seit dem Wochenende treffen in der Amazonasregion brasilianische Militäreinheiten zur Bekämpfung der Brandherde ein. Neben dem Einsatz der insgesamt rund 44.000 Soldaten fordern die Gouverneure der Region eine Wiederaufnahme der Aktivitäten des von Deutschland und Norwegen finanzierten „Amazon Fund“. Dieser bezahlt Projekte zum Waldschutz sowie zur Umweltkontrolle.
Staatspräsident Jair Messias Bolsonaro blockiert seit Amtsantritt im Januar die Aktivitäten des Fonds. Unter anderem will Bolsonaro die Teilnahme von Umweltschutzorganisationen bei der Projektausführung stoppen. Der Fonds finanziert auch die Kontrollen der staatlichen Umweltbehörde Ibama. Bolsonaro hatte das staatliche Budget für Ibama gekürzt, zudem spricht er sich gegen die „Bußgeld-Industrie“ der Behörde aus.
Seit seinem Amtsantritt im Januar stellte Ibama 23 Prozent weniger Bußgelder aus als im Vorjahr, so die Zeitung „Folha de S. Paulo“. Allerdings werden demnach überhaupt nur fünf Prozent aller verhängten Bußgelder bezahlt; oft laufen die Prozesse jahrelang. So wurden 2017 lediglich 0,3 Prozent der damals verhängten Strafen beglichen.
Die Gouverneure wollen nun auf eigene Faust mit den ausländischen Geldgebern verhandeln. Waldschutz in seinem Teilstaat sei ohne Gelder aus dem Ausland nicht möglich, sagte der Gouverneur des Teilstaates Amazonas, Wilson Miranda Lima, der „Folha de S. Paulo“. Die Landwirte fühlten sich durch Bolsonaros Kommentare zum Umweltschutz ermutigt, gegen Umweltgesetze zu verstoßen, so Lima. Die Zahl der Brände am Amazonas seien gegenüber 2018 um 146 Prozent gestiegen.
© KNA