Bewaffnete Gruppen versuchten mit gezielten Drohungen und Einschüchterungen, die Kontrolle über die Region zu erlangen. So seien auch Gemeindeführer und Menschenrechtsverteidiger bedroht, einige von ihnen sogar getötet worden. Venezolanische Flüchtlinge zählten ebenfalls zu den Opfern. Gewalt und Menschenrechtsverletzungen hätten in Catatumbo stark zugenommen, seit die FARC 2017 im Zuge des Friedensabkommens mit der Regierung demobilisiert worden sei. Dafür sei auch die kolumbianische Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque mitverantwortlich. Die halte sich nicht an ihre Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Entschädigung der Opfer.
Ähnlich äußerte sich die Kolumbien-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. „Der Staat ist nicht in der Lage, seine Bürger zu schützen“, sagte Monika Lauer Perez. „Das größte Problem ist die maßlose Gewalt, die diffuser geworden ist“, so die Expertin. Nach wie vor seien Teile Kolumbiens rechtsfreie Zonen – mit dem Unterschied, dass die Menschen früher gewusst hätten, welche Gefahren wo lauerten, weil sie die Akteure gekannt hätten. „Heute ist die Einstufung der Gefahr fast unmöglich, da sich ELN, EPL, die FARC-Dissidenten, die Drogenkartelle und die neoparamilitärischen Gruppen mit Waffengewalt um die ehemaligen FARC-Hoheitsgebiete streiten.“