Frage: Herr Dr. Müller, bei der Generalversammlung von Caritas Internationalis kommen nationale Caritasverbände aus rund 150 Ländern zusammen. Was sind hier die zentralen Themen?
Dr. Oliver Müller: Von den 164 Caritasverbänden weltweit sind 150 zur Generalversammlung in Rom angemeldet – so viele wie noch nie. Das zeigt zum einen, dass das Netzwerk wächst und mittlerweile eines der, wenn nicht das größte nichtstaatliche Netzwerk an Hilfsorganisationen weltweit ist, die sich in ihren Ländern für soziale Gerechtigkeit und Wohlfahrt einsetzen. Verbindendes Element ist für uns alle die humanitäre Hilfe – und eben hier steigt der Bedarf weltweit. In den letzten 20 Jahren hat sich allein die Zahl der klimatisch bedingten Naturkatastrophen mit Fluten und Wirbelstürmen verdoppelt. Wir wollen deshalb in den nächsten Tagen der Frage nachgehen, wie wir im Bereich der Not- und Katastrophenhilfe noch besser zusammenarbeiten können. Jüngstes Beispiel ist der Wirbelsturm Idai in Mosambik, wo Caritasverbände aus Deutschland, Asien und anderen Ländern mit der Caritas Mosambik zusammengearbeitet haben.
Frage: Wenn der Bedarf an humanitärer Hilfe steigt – wie stemmen die Caritasverbände das finanziell?
Müller: Es gibt innerhalb des Caritas-Netzwerks einen bedeutenden Mitteltransfer. Deutschland hat als größter Caritasverband weltweit rund 80 Millionen Euro Jahresbudget. Wir finanzieren unsere Hilfsmaßnahmen durch Spenden, aber auch durch Unterstützung des Auswärtigen Amts und EU-Mittel. Wir haben hier einen bunten Finanzierungsmix. Eine der größten Herausforderungen ist es, jene Caritasverbände aus Ländern, in denen Notlagen herrschen, in die Lage zu versetzen, im Land selbst Mittel zu aquirieren. Da gilt es zu schauen, was im Land getan werden kann, welche Stiftungen und Einrichtungen es gibt, etwa die Vereinten Nationen. Sie sollten nicht zu hundert Prozent von internationaler Hilfe abhängen. Die Caritas Mosambik etwa hatte in den aktuellen Nothilfe- und Wiederaufbaubemühungen praktisch keine eigenen Mittel. Die kommen zu 90 Prozent aus dem weltweiten Caritas-Netzwerk, den USA oder Deutschland – wir allein haben rund sieben Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt.