Am 6. April sind 25 Jahre vergangen, seit das Flugzeug des ruandischen Präsidenten Juvenal Habyarimana abgeschossen wurde – und am nächsten Tag eine Orgie der Gewalt über das ostafrikanische Land hereinbrach: In 100 Tagen töteten radikale Hutu-Milizen Hunderttausende Angehörige der Tutsi-Minderheit und gemäßigte Hutu.
Der Völkermord war vorbereitet: Radiosender verbreiteten Hassparolen, Macheten wurden gehortet, Milizen gegründet. Rund 2.500 UN-Blauhelme sahen dem Gemetzel tatenlos zu und wurden nach zehn Tagen abgezogen – ein großes Versagen der Weltgemeinschaft. Erst der Einmarsch von Exil-Tutsis der Ruandischen Patriotischen Front (RPF) unter dem heutigen Staatspräsidenten Paul Kagame beendete die Massaker. Der damalige US-Präsident Bill Clinton hat sich mehrfach für die Passivität der USA während des Genozids entschuldigt. Kofi Annan, späterer UN-Generalsekretär, brauchte Jahre, um als damaliger Verantwortlicher für die UN-Mission in Ruanda zumindest einen Teil der Verantwortung zu übernehmen.
Schon lange vorher war Ruanda ein Konfliktherd. Dabei wurde der vermeintliche Rassenkonflikt zwischen den Hutu-Ackerbauern und den Tutsi-Viehzüchtern erst von den deutschen Kolonialherren und später von den belgischen konstruiert. Vor allem die sogenannte erste Republik in Ruanda (1962-1973) wurde von Mordwellen an Tutsi, Flucht und Vertreibung geprägt. Im Gedächtnis der Hutu wiederum blieb das Tutsi-Massaker von 1972 an den Hutu im Nachbarland Burundi haften. Als dann Exil-Ruander Anfang der 90er Jahre den Norden des Landes angriffen, sahen radikale Hutu ihre Stunde der Rache gekommen.
Rolle der Kirche umstritten
Umstritten war die Rolle der Kirche: Viele Menschen wurden in Gotteshäusern umgebracht oder von Priestern und Ordensleuten an ihre Verfolger ausgeliefert. Die katholischen Bischöfe haben sich für die Rolle Einzelner entschuldigt, eine generelle Verantwortung der Kirche allerdings zurückgewiesen. 2017 gestand dann aber Papst Franziskus doch eine Mitschuld der Kirche ein und bat um Vergebung.
Immer noch schwelt der Konflikt in dem Land. Bis heute polarisieren Fragen wie: „Wer schoss den Präsidentenjet ab?“ Ermittlungen französischer Gerichte, nach denen Anhänger von Kagame Schuld am Abschuss hätten, führten zu einer Eiszeit zwischen beiden Regierungen. Im Land leben Täter und Opfer wieder Tür an Tür.