Cervellera zufolge geht es vor allem um das Schicksal der sogenannten Untergrundkirche, sprich: um Katholiken, die nicht Mitglied der CCPA sind. Wobei die Grenzen zwischen „Untergrund-“ und offizieller, „patriotischer Kirche“ fließend sind und vager als von außen oft wahrgenommen. Der Charakter der CCPA und in der Folge die Verpflichtung, ihr beizutreten, werden auch in China selbst unterschiedlich bewertet.
Unklarheit herrscht nicht nur bezüglich der katholischen Kirche. Mit heftigen Worten kritisierte jüngst der Vorsitzende der „Patriotischen Bewegung der protestantischen Kirchen“, Xu Xiaohong, „anti-chinesische Kräfte im Westen“. Diese wollten mittels des Christentums Chinas soziale Stabilität gefährden und gar die politische Ordnung stürzen, zitiert ihn das Hongkonger Nachrichtenportal „Asia Times“.
Katholischerseits sei es „Zeit, Klarheit zu schaffen, womöglich bei einem Treffen“ zwischen Franziskus und Xi Jinping, meint Cervellera. Doch zu einer offiziellen vatikanisch-chinesischen Begegnung wird es nicht kommen. Ob irgendein Treffen durch die Hintertür möglich ist, scheint kaum wahrscheinlicher. Die Zeit sei derzeit noch nicht reif, ist aus dem Staatssekretariat zu hören.
Franziskus erklärte mehrfach, er sei bereit, nach China zu reisen oder den Staatspräsidenten zu empfangen. Fehlende Bereitschaft sieht der italienische Historiker Agostino Giovagnoli eher in Peking, wie er in der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ kommentierte. Obschon Xi Jinpings Gegenbesuch bei Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella eine „kostbare Gelegenheit“ sei, gibt der Experte für internationale Beziehungen einem Treffen mit dem Papst keine Chance. Ob Franziskus' wahrscheinliche Japan-Reise im Herbst eine Zwischenlandung in Peking beinhalten könnte, ist Spekulation.
Allerdings seien die Beziehungen zwischen beiden Seiten „heute viel besser als in der Vergangenheit“, so Giovagnoli. Er hält „die Frage der illegitimen Bischöfe für definitiv geklärt“. Für den Vatikan indes scheint die Sache noch nicht so klar, dass er sie im offiziellen Adressbuch der katholischen Kirche bereits festhalten will.
Zwar ist das Bistum Chengde, das Ende September im Zuge des China-Vatikan-Abkommens errichtet wurde, im „Annuario Pontifico 2019“ aufgeführt. Nicht aber die sieben bislang illegitimen Bischöfe, die der Papst am 22. September 2018 „in die volle Gemeinschaft der Kirche“ aufnahm.