Nigerianischer Bischof rechnet nicht mit „glaubwürdigen“ Wahlen
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Nigerianischer Bischof rechnet nicht mit „glaubwürdigen“ Wahlen

Nigeria ‐ Der Bischof von Yola in Nigeria, Stephen Dami Mamza (49), kritisiert die Regierung von Präsident Muhammadu Buhari scharf. Noch immer sei die Sicherheitslage um den Tschadsee schlecht.

Erstellt: 17.01.2019
Aktualisiert: 17.01.2019
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Der Bischof von Yola in Nigeria, Stephen Dami Mamza (49), kritisiert die Regierung von Präsident Muhammadu Buhari scharf. Noch immer sei die Sicherheitslage um den Tschadsee schlecht. Sorge bereite auch der Konflikt zwischen Farmern und Viehhirten, so der Bischof im Interview.

Frage: Herr Bischof, vor vier Jahren startete eine Militäroffensive, um Kämpfer der Terrormiliz Boko Haram aus dem Norden des Bundesstaates Adamawa zu vertreiben. Wie ist die Lage im Moment?

Mamza: Die Situation hat sich tatsächlich sehr verbessert. Kein Gebiet ist mehr besetzt. Allerdings gibt es im Landkreis Madagali weiterhin Schwierigkeiten. Er ist vom Sambisa-Wald umgeben. Immer wieder kommt es zu Angriffen durch Mitglieder von Boko Haram, die beispielsweise nach Lebensmitteln suchen. Sie geschehen zwar nicht ständig. Dennoch kehren die Binnenflüchtlinge nicht zurück. Es gibt keine Garantie für ihre Sicherheit.

Frage: Könnte das im Laufe des Jahres geschehen?

Mamza: Das lässt sich nicht sagen. Die Bedingung ist, dass sich keine Kämpfer mehr im Sambisa-Wald aufhalten.

Frage: Dabei hat die Regierung mehrfach zugesagt, dass das Militär den Wald durchkämmt und die Kämpfer dingfest macht.

Mamza: Es gibt keine Wahrheit von Seiten der Regierung. Wenn es so wäre, könnten die Menschen zurückgehen. Doch es ist nicht sicher. Das gilt übrigens auch für die Straßen nach Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno. Keine gilt als sicher.

Frage: Wie wirkt sich das auf die Wirtschaft aus? Zwischen Yola und Maiduguri liegt beispielsweise mit Mubi eine wichtige Marktstadt.

Mamza: Mubi hat den größten Viehmarkt in Nordnigeria. Doch die Verbindungen sind schlecht. Das Vieh muss erst nach Yola und dann auf anderen Wegen zurück in den Norden gebracht werden. Das hat den Markt sehr beeinflusst. Ansonsten ist es in Mubi recht sicher. Eine große Angst gibt es jedoch: Auch Kämpfer von Boko Haram sind geflüchtet und jetzt in Mubi.

Frage: Das heißt gerade in Mubi verstecken sich Anhänger der Miliz?

Mamza: Ja. Es sind Tausende. Einige sind auch bekannt. Aber niemand kann offen darüber sprechen, da man den Sicherheitskräften nicht traut. Man hat Angst.

Frage: Wie lässt sich das ändern?

Mamza: Man sollte Fremde identifizieren, die nicht bekannt sind. Es ist wichtig, in Erfahrung zu bringen, was sie machen, woher sie kommen, wo sie jetzt leben. Wenn sich alle untereinander kennen, dann gibt es Vertrauen.

Frage: Anders als in Adamawa kommt es rund um den Tschadsee aktuell zu neuen Attacken. Ist es der Regierung überhaupt Ernst mit dem Anti-Terror-Kampf?

Mamza: Nein, sie kämpft nicht ernsthaft und ist nicht ehrlich. Im Norden Bornos kontrolliert Boko Haram weiterhin Landkreise, was die Regierung jedoch verneint. Die Menschen, die dort leben, bestätigen das jedoch. Doch die Regierung will auch gegenüber der internationalen Gemeinschaft einen anderen Eindruck erwecken.

Frage: In Zentralnigeria fühlen sich allerdings auch viele Menschen aufgrund der anhaltenden Krise zwischen Farmern und Viehhirten unsicher.

Mamza: Mittlerweile sind so viele Menschen ermordet, so viele Häuser niedergebrannt worden. Einmal mehr: Die Regierung hat das nicht ernst genommen und Gegenmaßnahmen ergriffen. Präsident Buhari hat das nicht einmal verurteilt. Es sind im Übrigen keine Ausschreitungen: Es gibt Angriffe auf die Farmer. Ihre Häuser werden angezündet und niedergebrannt. Aktuell machen uns diese Angriffe mehr Angst als Boko Haram.

Frage: Wer profitiert davon?

Mamza: Weder die einfachen Farmer, noch die Viehhirten. Ihnen gehört das Vieh gar nicht. Die Besitzer sind reiche Leute. Es sind die unbekannten Geldgeber im Hintergrund, die sie auch mit Waffen versorgen. Ein einfacher Hirte kann sich gar keine AK47 leisten.

Frage: In dieser Stimmung sollen am 16. Februar ein neuer Präsident und ein neues Parlament gewählt werden. Wie erleben Sie die Vorbereitungen und den Wahlkampf?

Mamza: Die Anspannung ist überall zu spüren. Ich zweifle sehr daran, dass die Regierung glaubwürdige Wahlen organisiert. Beispielsweise wurden Reformen im Wahlgesetz abgelehnt. Dazu kommt der Sicherheitsapparat. Die meisten, die verantwortlich sind, stammen aus dem Norden, woher auch Präsident Buhari kommt. Gerade ist ein neuer Polizeichef ins Amt eingeführt worden. Es wäre gut gewesen, wenn er aus dem Süden gekommen wäre. Das ist aber nicht geschehen. Das Vertrauen ist weg.