Frage: Gibt es denn tatsächlich einen heimlichen Plan?
Kaigama: Das sagen viele Menschen. Das ist der Grund für die Wut. Sie sagen: Warum sollte das Eindämmen der Gewalt sonst so lange dauern? Früher hat man friedlich mit den Fulani zusammengelebt. Es gab zwar Unstimmigkeiten, aber nicht in diesem Ausmaß. Unter dieser Regierung, an deren Spitze mit Präsident Muhammadu Buhari ein Fulani steht, sind die Hirten sehr abscheulich geworden. Man sagt uns, dass sie nicht mehr nur Stöcke und Messer bei sich tragen. Sie sind bewaffnet. Wenn sie auf Farmer stoßen, schießen sie. Es heißt, dass ihre Waffen mitunter sogar besser als die der Polizei seien.
Frage: Es gibt allerdings genau so Belege für Fulani-Siedlungen, die brutal überfallen wurden, und Bilder von abgeschlachteten Kühen.
Kaigama: Ja, die Fulani sind nicht immer die Angreifer. Auch Farmer provozieren bewusst, indem sie Kühe stehlen oder umbringen. Einem Fulani bedeutet sein Vieh alles. Es ist sein Leben. Er verteidigt es. Angriffe finden gegenseitig statt; wir müssen objektiv sein. Häufig zieht das Vieh aber über Felder. Das wird immer wieder zu Auseinandersetzungen führen. Ohne Kontrollen bleibt die Gewaltspirale bestehen.
Frage: Die Viehhirten sind meist junge Männer, oft nicht mal volljährig. Woher sollen sie das Geld für Waffen haben?
Kaigama: Ihnen gehört das Vieh ja nicht. Es gibt aber Belege über diese Waffen. Übrigens haben sich auch Farmer bewaffnet. Die Frage ist, woher diese ganzen Waffen kommen und warum sie nicht kontrolliert werden. Wir haben ein Netzwerk aus Armee, Polizei, Einwanderungsbehörde, Zoll und Zivilschutz. Dennoch gehen die Angriffe weiter. Man fragt sich, wie effizient die Sicherheitskräfte sind. Wollen sie das Morden wirklich stoppen? Sind sie gleichgültig – oder kollaborieren sie sogar? Diese Fragen müssen dringend beantwortet werden.