All das geschieht wenige Wochen vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 16. Februar. Die Wahl zwischen Amtsinhaber Muhammadu Buhari (76) und Oppositionskandidat Atiku Abubakar (72) ist umkämpft, der Ausgang kaum vorhersehbar. In Zamfara sind laut Wahlkommission INEC zwar nur 1,7 Prozent der 84 Millionen Wähler registriert. Ärger und Unzufriedenheit könnten sich dennoch ausbreiten, da nicht sicher ist, ob die Binnenflüchtlinge in ihre Dörfer zurückkönnen. „Es hängt davon ab, ob es sicher ist“, sagt Sanusi Muhamad Usman. Diese Sorge teilen auch viele Einwohner, die nicht geflüchtet sind.
Vor dem Krankenhaus von Tsafe sagt Musa Mailafia: „Ich gehe nicht davon aus, dass wir künftig besser geschützt werden.“ Vor allem in ländlichen Regionen fehle es an Sicherheitskräften. Dass die Polizei dort nicht präsent ist, weist Polizeikommissar Mohammed Ibrahim Zanna aber von sich. So habe es etwa Erfolge bei der Aufklärung von Viehdiebstählen gegeben.
Allerdings muss er einräumen: „Die Zahl der Polizisten hat sich durch Versetzungen und Pensionierungen leicht reduziert.“ Aktuell sind gut 3.000 im Dienst – in einem Bundesstaat mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern. „Man würde sich immer mehr wünschen.“
Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Banditen aus Nachbarländern kommen. Experten zufolge leben viele in Zamfara und haben Informanten und Kollaborateure in den Dörfern. Auch im Fall von Tsafe dürfte das so gewesen sein. „Wir wissen nicht, wer die CJTF angerufen und sie in den Hinterhalt gelockt hat“, sagt Musa Mailafia – und zieht schließlich das ernüchternde Fazit: „Ich gehe davon aus, dass der Informant ein Bandit ist, gleichzeitig aber auch bei uns Mitglied war.“
Eine bloße Aufstockung von Polizei und Armee hilft nach Einschätzung des Leiters der nichtstaatlichen Organisation Center for Community Excellence, Adamu Abubakar Kotorkoshi, deshalb nicht. Erst mal müsste ermittelt werden, wer genau hinter den Überfällen steckt. Einfluss nehmen könnten neben dem Staat auch Vertreter der Zivilgesellschaft und Imame. „Sie spielen in Zamfara, wo 99 Prozent Muslime leben, eine große Rolle“, sagt Kotorkoshi und fordert: Im Freitagsgebet sollten Imame verstärkt das Banditentum verurteilen und zu mehr Frieden aufrufen.
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