Ein Opfer der Gewalt gegen religiöse Minderheiten und Kritiker ist der Jesuit Stan Swamy, der Ende August verhaftet wurde. Der Vorwurf: ein Komplott zur Ermordung von Premierminister Modi. Felix Toppo, katholischer Erzbischof von Ranchi, wies die Vorwürfe gegen den 82 Jahre alten Ordensmann zurück. In Wirklichkeit, so Toppo, sei Swamy wegen seines Eintretens für die Rechte der Armen und Ureinwohner ins Visier der Mächtigen geraten.
Trotz ihrer Machtfülle ist die BJP politisch angeschlagen. Von den vollmundigen Versprechungen Modis in Sachen Armuts- und Korruptionsbekämpfung ist nach rund vierjähriger Regierungszeit wenig übrig geblieben. In Madhya Pradesh, Telangana, Rajasthan, Mizoram und Chhattisgarh sind viele Menschen erzürnt über „die in Neu-Delhi“. Die Bauern, die bis zu 70 Prozent der Wähler stellen, beklagen Einkommensverluste. In Rajasthan und Madhya Pradesh sind zudem einflussreiche Hindugruppen empört über Gesetze der regionalen BJP-Regierungen zum Schutz niederer Kasten vor Diskriminierung.
Die große Frage aber lautet, ob der INC die Schwäche der BJP nutzen kann. Bei der Wahl in Karnataka im Mai zeigte der junge Parteichef Rahul Gandhi, wie das gelingen könnte. Der INC wurde zwar nach der BJP nur zweitstärkste Kraft. Doch man schmiedete mit kleineren Parteien eine Regierungskoalition und überließ mit dem Motto „Alles ist besser als die BJP“ den Posten des Regierungschefs einem kleinen Partner.
Das könnte, so eine Analyse der Konrad-Adenauer-Stiftung in Neu-Delhi, auch die Strategie für die Parlamentswahl 2019 sein: „Der INC scheint gegen die BJP 2019 nur dann eine Chance zu haben, wenn er die Regionalparteien mobilisieren kann und sich mit ihnen verbündet. In Karnataka hat sich gezeigt, dass ein Erfolg der Kongresspartei gegen die BJP ohne Verbündete unmöglich ist.“
In Mizoram könnte die BJP allerdings wegen der Israelpolitik Modis an der Macht bleiben. 2017 besuchte er das Land – als erster indischer Regierungschef. Das kommt gut an bei den Christen und den Bnei Menashe, einer wenige tausend Mitglieder starken Gruppe, die sich zum Judentum bekennt.
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