Frage: Warum ist die Stimmung schon jetzt so aufgeheizt?
Onaiyekan: Natürlich möchte jeder gewinnen, was in Ordnung ist. Sonst würde man nicht antreten. Problematisch ist hier jedoch, dass jeder gewinnen will, koste es, was es wolle. Das zeigt schon jetzt die Körpersprache der Regierung und der bekanntesten Herausforderer. Wenn die Regierung das so häufig sagt, heißt das, sie wird alles dafür tun und alle vorhandenen Mittel nutzen, damit die Wahl zu ihren Gunsten ausfällt. Mit den Siegesrufen schwört sie außerdem die einfache Bevölkerung auf einen Sieg ein, lange bevor überhaupt gewählt wird. Gewinnt sie dennoch nicht, wird es leicht, von Betrug zu sprechen.
Frage: Ist das nur während Wahlzeiten ein Phänomen?
Onaiyekan: Der komplette politische Apparat ist noch schlimmer. Das hat uns in die Situation gebracht, in der wir gerade sind und die wir dringend wieder verlassen müssen. Politik ist ein Geschäft. Wer an der Macht ist, kontrolliert alles, auch die Wirtschaft. Die Frage, wie man dem Land und den Menschen dient, wird gar nicht erst gestellt. Es scheint legal geworden zu sein, riesige Summen zu veruntreuen. Wer dazu die Möglichkeit hat, lässt die Macht nicht mehr los. Wer sie noch nicht hat, will sie unbedingt haben. Das ist sehr besorgniserregend.
Frage: Aktuell verspricht die größte Oppositionspartei PDP (People's Democratic Party) allerdings den Wandel.
Onaiyekan: Beide Parteien tun so, als ob das Land ihnen gehört und man gar keine Wahl hat. Solange sie alles kontrollieren, wird es in Nigeria keinen radikalen Wandel geben, den wir so dringend brauchen. Daran sind sie nicht interessiert. Dennoch habe ich die Hoffnung, dass es langsam dazu kommt, wenn eine neue Politikergeneration heranwächst. Im kommenden Jahr muss die Bevölkerung aber noch zwischen zwei schlechten Optionen wählen.