Montoya unterzeichnete ein Dokument, dass ihn zur umfassenden Zusammenarbeit mit der Sonderjustiz und auch einer Akzeptanz eventueller Strafverfolgung verpflichtet. Der General gilt als eine der Schlüsselfiguren in der Mordserie, der viele Unschuldige zum Opfer fielen. Für die Tötung von Rebellen gab es Sonderprämien vom Militär. Die kolumbianische Staatsanwaltschaft veröffentlichte jüngst einen Bericht über bislang 2.284 identifizierte „falsos positivos“ zwischen 1988 und 2014.
Mit Uribes politischem Aus fehlt der linken Oppositionsbewegung in der parlamentarischen Auseinandersetzung künftig ein ideologisches Feindbild. Das könnte die Mobilisierung des eigenen Lagers etwas schwieriger machen. Im Gegenzug wird der Druck auf die Vertreter der Linken wachsen, selbst ihren Teil zum Beitrag der Aufarbeitung zu leisten. Die FARC-Spitze bezog zuletzt Stellung zur Entführungspraxis während ihrer aktiven Zeit, als sie unschuldige Zivilisten und Armeeangehörige oft jahrelang verschleppte.
Durch Uribes Ausscheiden aus dem Parlament schwindet - zumindest rein optisch – sein Einfluss auf die neue Regierung. In einer Zeit, in der vor allem mit Bildern in den Sozialen Netzwerken Politik gemacht wird, ist das nicht zu unterschätzen. Dem jungen Präsidenten Duque wird das helfen, sein von der Opposition verpasstes Image als Uribe-Marionette schrittweise abzustreifen und sich zu emanzipieren.
Duque wird sich nun bei den anstehenden Friedensverhandlungen mit der zweitgrößten Rebellengruppe, der ELN, leichter tun, ebenso bei der Umsetzung des stockenden Friedensprozesses mit der inzwischen zur Partei umgewandelten FARC. Wenn er Anfang August sein Amt antreten wird, bleibt ihm der riesige Schatten Uribes im Parlament erspart. Duque könnte daher der größte Profiteur der neuen Lage in der kolumbianischen Innenpolitik werden.
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