Frage: Die katholische Bischofskonferenz Nigerias hat Präsident Muhammadu Buhari bereits im April zum Rücktritt aufgefordert. Gilt diese Forderung noch?
Akubeze: [lacht] Das war keine echte Rücktrittsforderung. Es war die Aufforderung, etwas zu unternehmen. Wenn ihm das nicht gelingt, soll er zur Seite treten und anderen, die dazu in der Lage sind, die Verantwortung übertragen. Es ist doch die Regierung, die alle Mittel hat, die alles unternehmen und auch unterbinden kann. Ein Beispiel: Im ebenfalls von der Krise betroffenen Bundesstaat Benue hat eine Gruppe gesagt, weil Kühe getötet worden seien, habe man Vergeltung geübt. Und die Regierung hat dazu nichts gesagt. Damit gibt man ihnen doch nur zu verstehen: Macht, was ihr wollt, wir unterstützen euch. Das können wir nicht akzeptieren.
Frage: Seit Ende April hat sich die Lage allerdings nicht gebessert.
Akubeze: Das stimmt. Dennoch gibt es sehr viel mehr Bewusstsein für das Problem. Menschen wissen, was passiert und sprechen darüber. Das war vorher nicht so. Man will heute wissen, was geschieht. Das haben wir erreicht.
Frage: Zahlreiche Christen in Zentralnigeria halten die Entwicklung für einen neuen Dschihad. Ihrer Meinung nach dringen die überwiegend muslimischen Hirten in Richtung Süden vor, um diesen zu erobern. Teilen Sie diese Auffassung?
Akubeze: Nein, ich teile sie nicht. Allerdings unternimmt die Regierung viel zu wenig, weshalb solche Spekulationen entstehen. Wären Verantwortliche verhaftet und verurteilt worden, wäre die Situation heute eine andere. In den Bundesstaaten Plateau und Benue leben überwiegend Christen. Wenn nichts unternommen wird, ist klar, wie und weshalb diese Ansichten entstehen. Die Frustration ist sehr groß.