Andres muss aber nicht an allen seinen freien Tagen arbeiten. Er hat immer noch Zeit für die normalen Dinge, die Teenager so machen, wie zum Beispiel mit seiner Freundin abhängen, Verwandte besuchen und natürlich fürs Kicken mit seinen Kumpels.
Wir laufen zusammen auf einer kleinen Straße in Richtung eines der betonierten Bolzplätze in seiner Nachbarschaft, als uns eine gefährlich aussehende Gruppe auffällt, die an der Straßenecke herumlungert. Andres wirft mir einen vielsagenden Blick zu und wir laufen schnell weiter und versuchen, ihnen aus dem Weg zu gehen. Danach frage ich ihn nach der Szene auf der Baustelle und ob er jemals Drogen genommen hat. „Ich habe noch nie Drogen genommen, weil ich darin keinen Sinn sehe. Man versucht dadurch ja nur, die Realität auszublenden. Ich habe Gott sei Dank noch nie welche genommen und möchte auch nicht damit anfangen. Am Anfang, als ich meine Freunde kennenlernte und einige von ihnen auch Drogen nahmen, haben sie mich eingeladen, mitzumachen. Sogar Jungs, die mich gar nicht richtig kannten. Aber ich habe immer nein gesagt und dass ich das nicht machen wollte. Auch schaden Drogen ja dem Körper, was wiederum fürs Fußball spielen schlecht ist. Der Sport hat mir also quasi geholfen, mich von Drogen fernzuhalten,“ erzählt er.
Am Bolzplatz angekommen, schließt sich Andres sofort seinen Freunden an, die bereits spielen. Wieder einmal leuchten seine Augen und wird er zum Kommandanten, der das Sagen auf dem Feld übernimmt und seine Kameraden durch ein weiteres Spiel leitet. Hier ist Andres wieder in seiner natürlichen Umgebung.
Ein paar Tage später bin ich wieder in der Ciudad Don Bosco. Heute sind Prüfungen, was auch erklärt, warum es in der Schule so ungewöhnlich still ist. Obwohl heute kein Unterricht stattfindet, sehe ich Andres und seine Klassenkameraden auf einem Fußballfeld ganz in der Nähe des Rektorats. Dort werden die Jungs heute von einem Trainer der örtlichen Sportagentur Inder in Taktik usw. geschult.
„Andres Felipes Fall ist ungewöhnlich, er ist die Ausnahme von der Regel,“ erläutert Carlos Mario Florez, der die Schulung mitverfolgt hat. Florez’ Vision für das Fußballprogramm „Dad Bosco“ sieht vor, so viele Andres wie nur möglich heranzubilden, um dadurch andere zu inspirieren, seinem Beispiel zu folgen und sich von Drogen und Kriminalität fernzuhalten. Das Ziel heißt, jede Menge Tore zum Glück zu schießen.
*Name geändert
Von Eduardo Leal
© Don Bosco Mission