Frage: Wie hat die Welt auf die Protestaktion reagiert?
Patton: Wir haben mehr Unterstützung als Kritik erfahren. Viele Menschen haben uns ihr Verständnis für unsere Schwierigkeiten mitgeteilt und uns in verschiedener Weise unterstützt, vor allem durch Gebete. Unterstützung kam besonders von der örtlichen christlichen Gemeinschaft in Jerusalem, etwa durch friedliche Demonstrationen. Aber natürlich gab es auch Kritik. Einige Pilger etwa haben die Hintergründe nicht verstanden. Hier haben wir wahrscheinlich nicht ausreichend kommuniziert. Für diejenigen, die diese Tage miterlebt haben, war es eine Gelegenheit, das Leiden zu verstehen, das die örtlichen Christen nicht nur für ein paar Tage, sondern sehr oft erfahren.
Frage: Was sind Ihre Erwartungen, nachdem nun Israel Gesprächsbereitschaft signalisiert hat?
Patton: Die feindlichen Akte wurden gestoppt, das ist sehr wichtig. Wir schätzen die neue Initiative sehr, die wir in unserer Stellungnahme vom Dienstag als konstruktiv bezeichnet haben. Konstruktiv bedeutet aus unserer Sicht: an einem Tisch zu sitzen, einander zu respektieren und die Gründe unserer Gemeinschaft zu verstehen. Wir warten auf das erste Treffen, nachdem wir beurteilen können, ob es möglich sein wird, eine Lösung zu finden. Ich bin aber zuversichtlich, nicht zuletzt aus meiner franziskanischen Spiritualität heraus. Wir sind Menschen der Hoffnung, friedliche Menschen, die nicht gern in Kämpfe verwickelt sind. Nur müssen wir manchmal standhaft sein und Stärke zeigen, so wie wir es in diesem Fall getan haben. Der Weg zur Lösung von Problemen ist aber der offene und ernsthafte Dialog – mit dem klaren Willen, die Probleme zu lösen, nicht neue Probleme zu schaffen.
Frage: Waren sich die Kirchen in ihren Schritten einig, oder hat es Diskussionen unter den verschiedenen Kirchen gegeben?
Patton: Was die Schließung der Grabeskirche betrifft, so war dies eine Diskussion zwischen der griechisch-orthodoxen, der armenischen und der lateinischen Gemeinschaft. Bei den Treffen mit allen Konfessionen haben wir aber gespürt, dass alle sich der Bedeutung dieses Schrittes bewusst waren und uns unterstützten. Es war eine gute Erfahrung der Einheit. Meine Erfahrung in den zwei Jahren in Jerusalem ist, dass wir nicht vereint sein sollten, sondern müssen! Daher versuchen wir, gemeinsame Positionen zu beziehen. Die Erklärungen vor der Schließung der Grabeskirche sind einstimmig erfolgt. Wenn es Probleme gibt, setzen wir uns damit in der Versammlung der Kirchenführer auseinander, bis wir zu einer Einigung kommen. Wir stehen in großer Einigkeit und wissen, dass diese Einheit wesentlich für unser Leben hier ist.