Nur jeder zehnte Migrant schafft es in die USA. „Trumps Mauerpläne sind absolut sinnlos“, sagt die deutsche Journalistin Sandra Weiss, die seit vielen Jahren in Mexiko lebt und arbeitet. „Bereits der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat einen Grenzzaun gebaut. Trump will nun eine Mauer an Stellen hochziehen, wo gar keine Migranten über die Grenze gehen. Die Mauer ist ein reines Symbol.“ Für Pater Rodriguez von der Migrantenherberge ist sie vor allem ein Symbol der Abschottung, der Ignoranz und des Rassismus gegenüber den Migranten.
Hinzu kommt, dass in den vergangenen Jahren weniger Mexikaner in die USA emigrierten, als zurückkehrten – und das schon vor Trump: Laut dem US-Forschungszentrum „Pew Research Center“ führte die langanhaltende Rezession in den USA sowie strengere Einwanderungsregeln bereits unter Obama dazu, dass zwischen 2009 und 2014 eine Million Mexikaner von den USA zurück nach Mexiko gingen – demgegenüber gingen 870.000 Mexikaner in die USA.
Gewalt in Mexiko grassiert
Die Flüchtlinge aus Mittelamerika aber lassen sich nicht aufhalten, denn die Gewalt in ihrer Heimat zwingt sie dazu. Problem ist nur, dass auch Mexiko in Gewalt versinkt. Die Mordrate lag zuletzt bei 2.371 Morden im Monat. Hinzu kommen die vielen Menschen, die einfach verschwinden: In den letzten 25 Jahren sind 50.000 Menschen verschwunden, immer wieder werden Massengräber mit hunderten Leichen entdeckt. Diese wachsende Gewalt trifft die Migranten besonders; sie sind für die Schlepperbanden nur „Ware“. Sie werden verschleppt, Frauen vergewaltigt, überfallen und getötet – auch von den eigenen Landsleuten, berichtet der Steyler Missionar Pater Rodriguez. „Erst vergangene Woche kam ein junger Mann blutüberströmt in unsere Herberge, weil er von einer Bande aus seiner Heimat Honduras überfallen wurde.“
Walter Galan ist resigniert: „Die Fluchtbedingungen sind jetzt so schlimm, dass ich überlege, wieder in meine Heimat Honduras zurückzukehren. Auch wenn die Politiker dort korrupt sind und wir Angst haben, dass es bald einen Bürgerkrieg gibt.“ Immerhin ist in Honduras noch einer von Walters Zwillingssöhnen – seine Frau muss mit dem anderen Sohn erst einmal illegal in den USA bleiben, weil sie dort Geld verdient.
Hector aus Honduras will nicht so schnell aufgeben und hofft nun, in Mexiko Arbeit zu finden. Er hat mit seiner Frau und Sohn Carlos bereits Asyl beantragt. Sein Kleidergeschäft in Honduras musste Hector aufgeben, nun will er in Mexiko ein neues aufmachen. „Mit amerikanischen Klamotten“, wie er sagt.
Von Claudia Zeisel
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