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Geld allein reicht nicht

Mission ‐ Am Samstag kamen Vertreter der Päpstlichen Missionswerke zu einer Audienz in den Vatikan. Der Termin war nicht zufällig gewählt: Vor genau 100 Jahren waren die Werke von Papst Benedikt XV. anerkannt worden. Auch der Präsident von Missio in Aachen, Prälat Klaus Krämer, nahm an dem Treffen teil. Im Interview erklärt er, was beim missionarischen Dienst entscheidend ist.

Erstellt: 06.06.2016
Aktualisiert: 06.06.2016
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Der Auftrag, den die Kirche von Jesus erhalten hat, macht die Kirche aus, durch diesen Auftrag ist sie treu zum Heilswillen Gottes.“ Mit diesen Worten würdigte Papst Franziskus am Samstag die Päpstlichen Missionswerke, die zur Audienz in den Vatikan gekommen waren. Vor genau 100 Jahren waren sie von Papst Benedikt XV. anerkannt worden - Anlass für den Papst, auf ihren Dienst einzugehen.

„Es ist wichtig, dass sie sich um das Sammeln und die Verteilung von ökonomischer Hilfe kümmern, was sie ja auch mit sorgfältiger Verwaltung für die gesamte Kirche und viele bedürftige Christen auch tun – ein Dienst für den ich ihnen danke. Aber ich fordere sie auch auf, es nicht bei diesem Aspekt zu belassen“, so der Papst. Es gehe um den Einsatz für eine „ständige Weiterbildung“ im Auftrag der Kirche, um die „missionarische Identität“ der gesamten Kirche. „Es braucht eine Mystik. Wir müssen in der Leidenschaft für die Verkündigung wachsen. Ich bekenne, ich habe Angst, dass ihre Arbeit rein organisatorisch bleibt, perfekt organisiert aber ohne Leidenschaft“, mahnte der Papst die anwesenden Vertreter der Werke. Man müsse Acht geben, keine Nichtregierungsorganisation zu werden. „Ihre Vereinigung ohne Leidenschaft nützt nichts, ohne Mystik nützt sie nichts. Und wenn wir etwas opfern müssen, dann opfern wir die Organisation.“

Mission ist keine Einbahnstraße

Diese „missionarische Identität“ gehe keineswegs nur in eine Richtung, so Papst Franziskus. „Die jüngeren Kirchen, denen sie in ihrer missionarischen Ausbildung helfen, können den älteren Kirchen, die manchmal satt von ihrer Geschichte sind und ein wenig müde, das Feuer des jungen Glaubens schenken.“ 

Der Präsident von Missio in Aachen, Prälat Klaus Krämer, war bei der internationalen Tagung der Päpstlichen Missionswerke mit dabei. Nach der Audienz mit Franziskus erklärte er im Gespräch mit Radio Vatikan, wie er die Worte des Papstes verstanden hat.

Krämer: Der Papst hat an zwei Stellen seinen Redetext unterbrochen und ist dann sehr lebhaft geworden und hat gesagt, dass die Missionsarbeit nicht nur organisiert gehört, sondern wir sie auch mit Leidenschaft machen sollen. Das war ihm ganz wichtig, dass das lebendige Zeugnis wirklich das Wichtigste und Entscheidende ist in der Mission. Das ist natürlich auch das Ziel für die missionarische Bewusstseinsbildung, die wir immer betreiben, die ein wichtiger Teil der Päpstlichen Missionswerke ist. Wir haben in diesem Jahr das 100-jährige Bestehen der päpstlichen missionarischen Union gefeiert, die der selige Paolo Manna gegründet hat. Wir hatten auch eine Wallfahrt an den Ort, wo er begraben ist. Dieses Werk, was eigentlich das unbekannteste der Missionswerke ist, hat gerade diese missionarische Bewusstseinsbildung zum Auftrag, um die Leute, die in der Pastoral tätig sind – Priester, Ordensleute, aber auch Laien – wirklich wieder diesen ursprünglichen Impuls, die Freude des Evangeliums rüberzubringen, das wieder neu zu erschließen.

Frage: „Missionarische Identität“ der Kirche – so nennt es der Papst – geht nicht nur in eine Richtung. Ältere Kirchen sollen sich von jungen Gemeinden inspirieren lassen. Wo spüren sie „das Feuer des jungen Glaubens“, wie Franziskus es ausdrückt, von dem man sich inspirieren lassen kann?

Krämer: Es gab während der Tagung am Anfang jeder Sitzung Best-practice-Beispiele von den verschiedenen Kirchen – vor allem von den Kirchen aus dem Süden. Mich haben einige Beispiele aus den Kindermissionswerken sehr beeindruckt, die gezeigt haben, wie Kinder im Grunde genommen motiviert werden, selber Zeugen des Glaubens in ihrem Alltag zu werden. Das war sehr erfrischend. Davon können wir einiges lernen. Wir lernen auch davon, wie Pastoral betrieben wird in den Ländern des Südens, sehr viel von kleinchristlichen Gemeinschaften, die in Afrika und Asien eine durchgehende Praxis sind in der Pastoral großer Gemeinden. Das ist für uns, die selber auch so große Gemeinden bekommen, sehr interessant zu sehen, wie so etwas funktionieren kann und wie christliches Leben auch in so großen Räumen lebendig bleiben kann.

Frage: Was nehmen sie nach einer Woche des internationalen Austauschs mit nach Deutschland?

Krämer: Wir haben viele Hausaufgaben mitbekommen, die wir bis November abarbeiten müssen. Dann finden die nächsten großen Treffen der Missionswerke statt. Die Statuten sollen nochmal gründlich überdacht werden, um sie den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Wir arbeiten daran, die Fundraising-Methoden zu verfeinern. Da sind wir in Deutschland schon relativ weit, aber andere Länder haben in dieser Hinsicht noch großen Nachholbedarf, um noch mehr Mittel für die Projekte der Mission zu generieren. Diese gehen insgesamt leider zurück. Hier müssen wir unbedingt gegensteuern. Wir sind auch dabei einen gemeinsamen Auftritt, ein gemeinsames Branding zu erarbeiten, damit nicht jedes Missionswerk ein anderes Logo oder einen anderen Namen hat. Das ist ein  größerer  Prozess, den wir jetzt angehen wollen. Zudem wollen wir in den sozialen Medien stärker mit missionarischen Themen präsent sein.

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