Ziel ist es, „moderate religiöse Akteure zu stärken“, wie der Leiter der zuständigen Unterabteilung im Ministerium, Bernhard Felmberg, vor der Konferenz erklärte. Dort, wo Religion Teil des Problems sei, solle sie Teil der Lösung werden. Der Kontakt mit religiösen Organisationen dürfe nicht allein dem Zufall überlassen werden, betonte Felmberg. Mitarbeiter in der deutschen Entwicklungspolitik und bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sollen daher künftig im Umgang mit Religionsvertretern und verschiedenen Glaubensrichtungen geschult werden. In vielen Ländern genießen Religionsvertreter teils deutlich mehr Vertrauen als staatliche Institutionen, wie es im Strategiepapier heißt. Daher seien gerade in Notsituationen religiöse Einrichtungen die erste Anlaufstelle. Und die Netzwerke der Religionsgemeinschaften reichten oft weiter als öffentliche Strukturen.
Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Zugleich benennt das Strategiepapier auch die Ambivalenzen von Religion. Religiöse Autoritäten könnten „Brandlöscher und Brandbeschleuniger“ sein. Auch könne Religion zu Radikalisierung und Intoleranz beitragen. Beide Seiten, die negative und positive, machten jedoch umso deutlicher, wie groß der Einfluss von Religion sei.
Das Ministerium will seine Kooperationspartner gezielt auswählen und die Zusammenarbeit regelmäßig evaluieren. Als Partner kommen laut Strategiepapier religiöse Akteure infrage, die grundsätzlich menschenrechtliche Standards achten und entwicklungsorientiert arbeiten. Zudem sollen sie Kompetenz und organisatorische Fähigkeiten vorweisen können. Auch sollten sie das Vertrauen der lokalen Bevölkerung genießen. Es könnten aber durchaus auch Kritiker „westlicher Werte“ sein, heißt es weiter.
Wichtig sei eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, ohne eine bestimmte Religion zu bevorzugen. Auch nicht-religiöse Organisationen sollen weiterhin gleichermaßen einbezogen werden. „Wir führen kein ‚Religion-Mainstreaming‘ ein“, heißt es. Manchmal sei es auch zielführend, den „Faktor Religion“ bewusst außen vor zu lassen.
Von Anna Mertens (KNA)
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