„Guatemala hat den Vertrag zwar unterschrieben, aber keine Struktur installiert, die diese Befragungen durchführt. Das macht die Regierung ganz bewusst“, sagt der deutsche Menschenrechtsanwalt Michael Mörth. Er lebt seit über 20 Jahren in Guatemala und gehörte auch der Wahrheitskommission der katholischen Kirche an, die im Auftrag der UN die Menschenrechtsverbrechen während des Bürgerkriegs in Guatemala (1960–1996) aufgearbeitet hat.
Weil die Regierung keine Befragung durchführte, haben die umliegenden Gemeinden selbst eine Anhörung organisiert. 98 Prozent stimmten gegen die Mine. Trotzdem erhielt das kanadische Unternehmen Tahoe Resources im April 2013 eine Abbaulizenz der Regierung. Seitdem werden nach Firmenangaben jährlich rund 20 Millionen Unzen Silber abgebaut, zudem Zink, Blei und Gold in kleinen Mengen. Das Geschäft lohnt sich: 2014 machte die Mine, eine der fünf größten Silberminen weltweit, 420 Millionen US-Dollar (395 Millionen Euro) Umsatz. „Wir schaffen einen Mehrwert, an dem auch die Bevölkerung teilhat“, meint Generaldirektor Juan Cabrera.
Protest gegen die Mächtigen
Minengegner wie Bischof Bernabe Sagastume sehen das anders: „Es sind die ausländischen Ingenieure, die hier die hohen Gehälter kassieren. Aus unserer Region hat kaum jemand einen Job bekommen.“ 2012 hat Sagastume in seiner Diözese Santa Rosa de Lima die Umweltorganisation CODIDENA gegründet, um die Menschen über die Risiken aufzuklären und bei der Organisation friedlicher Demonstrationen zu unterstützen.