Schröder: Wenigstens in einem Bereich. Der Papst will ja stärker partizipatorische Entscheidungen ermöglichen, dafür ist die Synode ein ideales Instrument. Früher galten Synoden als mühsame Veranstaltungen, die Themen vertieft haben, ohne dass das unmittelbare Auswirkungen auf die Kirche hatte. Das könnte dieses Mal anders sein. Es wird sich zeigen, ob es möglich ist, die Weltkirche stärker einzubinden.
Frage: Sie sind Deutscher, verfügen aber als Missionsbenediktiner über große interkulturelle Erfahrung. Was können Sie bei der Synode einbringen?
Schröder: Ich nehme nicht als Deutscher teil. Das habe ich auch den deutschen Bischöfen gesagt, die dort sein werden. Ich bin zunächst als Ordensmann und Oberhaupt einer weltweit tätigen Kongregation dabei. Wir Ordensleute haben uns auch darüber ausgetauscht, was wir zu der Synode beitragen können. Eines ist sicher: Jeder von uns vertritt Gemeinschaften, die in sehr vielen Ländern tätig sind – bei uns Missionsbenediktinern sind das 20. Wir haben von vornherein einen geschärften Blick für kulturelle Verschiedenheiten. Das macht es uns auch schwerer, denn wir zweifeln an einfachen Lösungen, die aus einem bestimmten kulturellen Kontext hervorgehen.
Frage: Die deutsche Diskussion im Vorfeld der Synode konzentriert sich auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Was hören Sie dazu in anderen Ländern?
Schröder: Ich habe zu meiner eigenen Überraschung festgestellt, dass das Thema der wiederverheirateten Geschiedenen in vielen Ländern eine große Rolle spielt. Gerade komme ich aus China zurück. Dort haben mir mehrere Priester und Ordensleute gesagt, dass es einen unglaublichen Leidensdruck gibt. Sehr viele Ehen sind unter dem Druck der Eltern zustande gekommen und funktionieren nicht. Zum Teil liegen Geschichten schon sehr weit zurück und können nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Es ist deutlich spürbar, dass das eine riesige pastorale Herausforderung ist. Das Thema der Homosexuellen kam hingegen in meinen Gesprächen nirgendwo dominant vor, auch nicht in Deutschland.
Frage: Sie haben enge Kontakte zu Afrika. Von dort wurde den Europäern „Neokolonialismus“ vorgeworfen. Wie bewerten Sie das?
Schröder: Ich war im Juli in Tansania und habe darüber mit dem Kardinal von Daressalam, Polycarp Pengo, gesprochen. Darin zitierte ich einen italienischen Bericht über die diesjährige Versammlung in Accra, in dem von einer Kampagne gerade der Deutschen die Rede war. Der Kardinal sagte mir: Nein, von Deutschland ist nicht die Rede. Er war selbst auf der Versammlung und habe das überhaupt nicht so gehört, wie es in der italienischen Presse berichtet wurde. Ich glaube, da werden die Afrikaner instrumentalisiert – oder man benutzt ein, zwei Exponenten bestimmter Positionen und bezieht das auf den ganzen Kontinent.