„Schwere Maschinen, Traktoren und anderes modernes Gerät sind in das Stammesgebiet der Modang eingedrungen“, sagt Pater Paulus Rahmat. „Für die Menschen hier ist es wie ein Angriff durch kreischende Monster, denen sie ausgeliefert sind. Nach dem Angriff der Waldfresser bleiben sie in einer durch Überflutung, Erosion und Vergiftung zerstörten Natur zurück.“ Jahrhundertelang hat die einheimische Bevölkerung in Kalimantan im Einklang mit der Natur gelebt. In ihrem Umweltgiftreport 2013 erklärten Green Cross Schweiz und das Blacksmith Institut den indonesischen Teil der Insel Borneo zu den inzwischen schmutzigsten Gegenden der Erde.
Gegen den Widerstand
Die Spuren von Klimawandel und Umweltverschmutzung sind allgegenwärtig in den rund 80 Ländern, in denen die Steyler Missionare wirken. Von zunehmenden Dürreperioden berichten Missionare aus Kenia, immer heftigere Taifune halten jährlich die Steyler Gemeinschaften auf den Philippinen in Atem. Im brasilianischen Santarém mussten die Missionare mitansehen, wie der US-Konzern Cargill 2011 in unmittelbarer Nachbarschaft zum Missionshaus eine illegale Soja-Verladestation errichten ließ. Täglich werden dort Ozeanriesen mit dem Ertrag abgeholzter, abgebrannter und per Bulldozer freigelegter Flächen beladen.
Im Kampf gegen Cargill erhielten einige Missionare sogar Morddrohungen – und gingen dennoch weiter auf die Straße. Nicht einschüchtern lässt sich auch Pater Simon Suban Tukan und protestiert mit indigenen Einwohnern der indonesischen Insel Flores gegen ein lokales Bergbauunternehmen. Bei der Auflösung eines Sitzstreiks vor wenigen Monaten schlugen lokale Polizeikräfte den Steyler Missionar krankenhausreif. Sein Engagement gegen die Ausbeutung der Bodenschätze von Flores, durch die der Lebensraum der Lokalbevölkerung zerstört wird, geht trotzdem weiter. Ebenso der Einsatz Steyler Missionare auf den Philippinen gegen den Abbau von schwarzem Sand: Während vor Ort chinesische und koreanische Investoren im Cagayan-Distrikt die Strände abtragen, vernichtet das steigende Wasser die Ernte der Bauern vor Ort.
„Es gehört zu unserer Pflicht als Kirche, uns aktiv für den Umweltschutz einzusetzen“, bringt der Steyler Missionar Ludwig Kaut das Steyler Engagement für die Bewahrung der Schöpfung auf den Punkt. „Im Buch Genesis steht, dass wir verantwortlich sind für die Welt, die Gott uns gegeben hat. Kirche ist Leben und nicht Tod. Wir müssen uns gegen alles einsetzen, was Tod produziert.“ Auch Kaut, der sich seit vielen Jahren beharrlich gegen jede Schädigung des Amazonas-Regenwaldes stemmt, hat sich mit seinem Einsatz nicht nur Freunde gemacht. Gemeindepolitiker und Konzernbosse beschimpfen ihn als Unruhestifter. Trotzdem hält er an seinem Credo fest: „Gott vergibt immer. Der Mensch vergibt selten. Aber die Natur vergibt nie. Im Gegenteil: Sie rächt sich. Und das kriegen wir zu spüren.“
Engagement in Wort und Tat
Ludwig Kaut begnügt sich nicht damit, der lokalen Holz-Mafia von der Kanzel aus den Kampf anzusagen. Überall im Amazonasgebiet hat er mit Freiwilligen Gärten angelegt, in denen unter ökologischen Gesichtspunkten typische Heilpflanzen der Region kultiviert werden: Die Gemeindemitglieder sollen lernen, die heimische Natur wertzuschätzen und zu bewahren. Eine ähnliche Initiative unterstützt der Steyler Bischof John Barwa in seiner indischen Erzdiözese Cuttack-Bhubaneswar: Gemeinsam mit „Unberührbaren“ aus dem indischen Kastensystem legen Mitarbeiter des Entwicklungsnetzwerks Jan Vikas Pflanzgärten an, in denen traditionelles Saatgut zum Einsatz kommt.
Während die Steyler Missionsschwester Maria Ruth Christian und ihr Team in Ecuador erfolgreich Kinder und Jugendliche für Mülltrennung sensibilisieren, pflegen Landwirtschaftsschulen der Steyler Missionare ökologische Aufklärungs- und Bildungsarbeit im großen Stil. Etwa in Paraguay, wo der Schweizer Bruder Thomas Hasler in Curuguaty mit seinen 180 Schülerinnen und Schülern derzeit 110 Hektar Land bestellt. Neben dem „normalen“ Schulunterricht bauen die Nachwuchs-Landwirte dort unter ökologischen Gesichtspunkten Mais und Bohnen, Reis und Mandioka, Erdnüsse und Sonnenblumen, Raps und Hafer an. In einer Baumschule züchten sie heimische Bäume, Zitrusfrüchte, zusätzlich Mateteepflanzen – damit sie lernen, wie man Urwald wieder aufforsten kann. „Wir wollen unsere Schüler dafür sensibilisieren, Naturreserven zu bewahren und gezielt zu nutzen, ohne sie zu zerstören“, erklärt Bruder Hasler.