In den vergangenen zehn Jahren befand sich das Land im Aufwind: jahrelanges Wirtschaftswachstum über fünf Prozent; demokratische Präsidenten, die die Finger von Militärputschen ließen und auch nicht von Volksaufständen aus dem Amt gejagt wurden. Die Armutszahlen haben sich laut Statistikamt in den vergangenen acht Jahren mehr als halbiert. Nicht abreißende Touristenströme, die die Schönheiten der Anden besuchen, etwa die alte Inka-Zitadelle Macchu Picchu. Und sogar die Migrantenströme haben sich umgekehrt: War Peru Anfang der 2000er Jahre noch Netto-Auswanderungsland, so strömen heute zunehmend junge Spanier, Argentinier oder Kolumbianer ins Land, auf der Suche nach Arbeit.
Goldene Zeiten neigen sich dem Ende
Wenn am Donnerstag der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nach Peru kommt, neigen sich diese fast Goldenen Zeiten jedoch bereits dem Ende zu. Gerade 1,67 Prozent ist die nationale Wirtschaft im Januar noch gewachsen, wie das peruanische Statistikamt am Montag (Ortszeit) bekanntgab. Damit steht das Land zwar im Lateinamerika-Vergleich noch gut da – für Präsident Ollanta Humala werden die Kassen aber knapp, wenn er seine Sozialprogramme in Bildung und Gesundheit weiter durchführen will. Der zuletzt überhitzte Rohstoffboom gerät wieder auf Normalniveau. Das mag schlecht für die Wirtschaft und für einige Sozialprogramme sein; für die Umwelt ist es ein Segen.
Das Andenland Peru mit seinen 6.000 Meter hohen Gipfeln, mit der fischreichen, aber an Land staubtrockenen Pazifikküste und dem Amazonas-Regenwald gehört zu den Ländern mit der größten Biodiversität Lateinamerikas. Zugleich ist es stark vom Klimawandel betroffen, beschleunigt noch durch die Abholzung des Regenwaldes. In ihrer Abhängigkeit von Rohstoffexporten – Kupfer, Gold, Molybdän, Zink und Blei, Gas und Erdöl – sind die peruanischen Regierungen bis heute auf dem Umwelt-Auge weitgehend blind. Das führt vermehrt zu Protesten der zum großen Teil indigenen Landbevölkerung, die vom Rohstoffreichtum wenig Gewinn, aber umso mehr Schaden hat.