Im Mai 2013 war Rios Montt wegen Völkermords und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 80 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Doch das Verfassungsgericht hob das Urteil wegen angeblicher Verfahrensfehler auf. Danach gelang es seinen Anwälten mit juristischen Winkelzügen, ein neues Verfahren zu verhindern. Richterinnen wurden abgelehnt, Verfahrensfehler bemängelt.
Kirche an der Seite der Opfer
Juristen, die sich für eine Verurteilung Rios Montts eingesetzt hatten, waren nach Angaben der Menschenrechtskommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) einer „Kampagne der Stigmatisierung und der Demütigungen“ ausgesetzt. Der Erzbischof von Guatemala-Stadt, Oscar Julio Vian Morales, zeigte sich bereits nach dem Scheitern der ersten Wiederaufnahme des Verfahrens tief enttäuscht und würdigte die Rolle der Zeugen, die viele Strapazen auf sich genommen hätten, um gegen den Diktator auszusagen: „Sie müssen sich missbraucht und missachtet fühlen“, sagte er damals.
Rios Montt war einst als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert; später kämpfte er mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Einheiten. Weil er die Maya beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, mussten Tausende Indigene ihr Leben lassen. Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Sekte war Rios Montt aktiv. Seine Schreckensherrschaft wurde schließlich durch rivalisierende Militärs abgelöst.
Der Bürgerkrieg in Guatemala zählt zu den brutalsten Konflikten in der Geschichte Lateinamerikas. Er dauerte 36 Jahre und endete im Dezember 1996 mit dem Abschluss eines Friedensvertrags zwischen rechtsgerichteter Regierung und Rebellenvereinigung URNG. In dieser Zeit wurden Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen getötet, 83 Prozent davon Angehörige der indigenen Maya-Bevölkerung. Geschätzt 1,7 Millionen Menschen flohen vor Gewalt und Unterdrückung.
Von Tobias Käufer (KNA)