Karge Landschaft auf Island
Katholiken in Island

Kirche, die Nähe schafft

Paderborn/Reykjavík ‐ Eine Spenderreise des Bonifatiuswerkes nach Island zeigt: Diaspora lebt von Begegnungen, Gemeinschaft und Unterstützung.

Erstellt: 25.10.2025
Aktualisiert: 10.11.2025
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Eine Reise in ein Land voller Naturwunder, Chancen und Herausforderungen für die katholische Kirche: Bonifatiuswerk-Generalsekretär Monsignore Georg Austen hat mit einer Spendergruppe Island besucht. Die Reise führte die Teilnehmenden zu Gemeinden, Ordensgemeinschaften und geförderten Projekten des Hilfswerkes. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Kirche in der Diaspora gelingen kann.

Menschen aus etwa 172 Nationen gehören in Island zur katholischen Kirche. Die Gläubigen kommen häufig aus Polen, Kroatien, Vietnam, den Philippinen oder der Ukraine. Monsignore Austen hat die größte Vulkaninsel der Welt schon öfter besucht und beobachtet die Entwicklungen der Kirche vor Ort. In Sachen Integration sei es das Ziel, dass in der isländischen Öffentlichkeit die katholische Diaspora-Kirche nicht nur als „Migrantenkirche“ wahrgenommen werde, sondern als eine große Vielfalt in der Einheit. Das ökumenische Verhältnis zu den anderen christlichen Konfessionen sei grundsätzlich gut, so Austen.

Dass die Arbeit der katholischen Kirche auf Island auf Unterstützung von außen angewiesen ist, wurde bei der Reise ebenfalls deutlich. „Besonders beeindruckt hat mich der Einsatz der Ordensschwestern, die in der Pastoral mit oft weiten Entfernungen und ohne festes Gehalt arbeiten. Die Schwestern müssen ihren Lebensunterhalt praktisch erbetteln“, so Austen. Als Hilfswerk für den Glauben und die Solidarität sehe Renovabis es als seine Aufgabe, diese Ordensgemeinschaften und Gemeinden in der Diaspora mit den Verantwortlichen der Ortskirchen nicht allein zu lassen. Außerdem erhalte jeder Priester wegen der hohen Lebenshaltungskosten und auch Versicherungskosten in Island und der begrenzten finanziellen Mittel der katholischen Kirche vor Ort eine monatliche Unterstützung von 700 Euro. Das Diaspora-Kommissariat der deutschen Bischöfe, das Hilfswerk von Priestern für Priester, stelle diese Hilfe bereit.

Mit vor Ort war auch eine Gruppe von Spenderinnen und Spendern des Diaspora-Hilfswerks Renovabis.  Einer davon war Friedrich Werneke aus Verl. „Was mich wirklich bewegt hat, war zu sehen, mit welcher Energie Menschen etwas verfolgen und mit wie viel Aufwand sie versuchen, etwas voranzutreiben“, so Werneke. Nur etwa vier Prozent der Bevölkerung sind in Island als Katholiken registriert.

Dass Kirche Gemeinschaft stiften kann, zeigte auch der Besuch bei den Mutter-Teresa-Schwestern in der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Die Ordensschwestern bieten fast täglich ein Frühstück für Bedürftige an. In einem kleinen Begegnungsraum treffen sich Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. „Hier gibt es einen Ort, wo man nicht nur Essen bekommt, sondern echte Gemeinschaft erfährt“, erzählt Werneke. Kirche sei dort nicht nur Anlaufstelle, sondern Lebenshilfe.

Gerade in einem Land wie Island, in dem Einsamkeit durch lange Winter und einer dünnen Besiedlung ein Thema ist, seien solche sozialen Orte essenziell. In Selfoss zum Beispiel wird mithilfe des Bonifatiuswerkes und des Diaspora-Kommissariats der Neubau der Kirche und des Gemeindezentrums „Heilig Kreuz“ mit insgesamt einer Million Euro gefördert. Dort werde nicht nur ein Kirchenschiff gebaut, in dem man zum Beten zusammenkomme, sondern auch ein Treffpunkt für den gemeinsamen Austausch, die Katechese- und Jugendarbeit.

Tief beeindruckt war Werneke auch von der Begegnung mit den kontemplativ lebenden Karmelitinnen in Hafnarfjördur. Während der heiligen Messe saßen die Schwestern hinter einem Gitter, räumlich getrennt, aber geistlich verbunden. „Trotz dieser Abgeschiedenheit war da so viel Fröhlichkeit, Nähe und innere Zufriedenheit zu spüren.“ Derzeit wird das Kloster erweitert, aufgrund der felsartigen Bodenbeschaffenheit haben steigen die Baukosten derzeit weiter. 

Neben den geistlichen Eindrücken brachte die Reise auch kulturelle Begegnungen mit sich. Ob das Probieren von fermentiertem Haifisch oder die überraschende Offenheit in isländischen Lokalen – Werneke nahm das Land mit allen Sinnen wahr. „Die Herzlichkeit der Menschen war wirklich beeindruckend.“ Vielleicht sei das genau ein Schlüssel, wie sich Kirche noch mehr mit der lokalen Kultur verbinden könne. Die Reise war für ihn „eine Begegnung mit einer lebendigen Kirche“, die zeige, dass Nähe, Gemeinschaft und Glaube keine Frage von Größe, sondern von Haltung sei.

weltkirche.de/bonifatiuswerk

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