
Militärbischof begrüßt ersten deutschen Veteranentag
Berlin/Essen ‐ Europa rüstet auf, die Bundeswehr steht im Fokus. Weniger bekannt ist, was Soldaten in ihren Einsätzen erleben. Ein Veteranentag soll nun daran erinnern. Aus Sicht des katholischen Militärbischofs eine gute Idee.
Aktualisiert: 12.06.2025
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Am Sonntag findet erstmals in Deutschland ein bundesweiter Veteranentag statt. Er soll auf die Bedeutung und die Leistung von Veteraninnen und Veteranen für Frieden, Freiheit, Demokratie und eine starke Gesellschaft aufmerksam machen. Im Interview blickt der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Essen) auf die Premiere. Der Veteranentag soll auf Beschluss des Bundestags künftig immer am 15. Juni begangen werden.
Frage: Herr Bischof Overbeck, wie blickt die Kirche auf den Veteranentag und in welcher Weise beteiligt sie sich daran?
Bischof Franz-Josef Overbeck: Als katholischer Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr blicke ich vor allem mit großer Wertschätzung und Dankbarkeit auf das, was Veteraninnen und Veteranen in den letzten Jahren im In- und Ausland geleistet haben. Dazu zählt auch die besondere Bedeutung der Angehörigen. Unter anderem in zahlreichen Gottesdiensten wird am Veteranentag der gefallenen und tödlich verunglückten Soldaten der Bundeswehr gedacht und der für eine wehrhafte Demokratie unentbehrliche Dienst der Veteraninnen und Veteranen gewürdigt.
Frage: Veteranen kommen in der Öffentlichkeit kaum vor - wie ließe sich das ändern?
Overbeck: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Pflege einer Kultur, in der der Gefallenen gedacht und der Veteraninnen und Veteranen gedankt wird, eine Verpflichtung für unsere Demokratie ist, in der wir Soldatinnen und Soldaten als Staatsbürger in Uniform in der Mitte unserer Gesellschaft verorten. Und genau in der Mitte unserer Gesellschaft muss es ein tiefes Bewusstsein für die Bedeutung einer solchen Kultur der Wertschätzung und des Gedenkens geben. Das ist auch die richtige Antwort auf Vereinnahmungs- oder Verunglimpfungsversuche durch die politischen Ränder.
Frage: Deutschland müsse wieder „kriegstüchtig“ werden, sagt Verteidigungsminister Pistorius. Täuscht der Eindruck oder ist in den Medien verstärkt von Aufrüstung die Rede und immer weniger von Friedenspolitik? Und: Besteht die Gefahr, dass der Veteranentag zu einer Art „Werbeveranstaltung“ für die Bundeswehr wird?
Overbeck: Beide Perspektiven gehören zusammen. Eine demokratische Gesellschaft muss wehrhaft sein, um Unrecht abwehren und die eigene Freiheit schützen zu können – dieses Recht auf Verteidigung erkennt auch die Kirche an. Natürlich darf erhöhte Wehrhaftigkeit niemals mit dem Verlust der eigenen Werte einhergehen. Die Bundeswehr folgt dem Prinzip der Inneren Führung, deren Kern die Bindung des Soldaten an Verfassung und Menschenwürde ist. Auch eine wehrhafte Gesellschaft muss unbedingt ihre Humanität wahren. Daher muss jede Aufrüstung von einem gesellschaftsübergreifenden Werte-Diskurs begleitet sein und hier kann der Veteranentag einen Beitrag leisten: Wehrhaftigkeit braucht einen moralischen Kompass - die Veteraninnen und Veteranen der Bundeswehr können mit ihrer Person und ihrem Beispiel dafür einstehen.

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