Katholische Ostkirchen: Wie Migration die Kirche in Deutschland verändert
Bamberg ‐ Was passiert, wenn Menschen aus katholischen Ostkirchen sich in Gemeinden im deutschsprachigen Raum engagieren? Ein Studientag in Bamberg hat sich damit näher befasst.
Aktualisiert: 03.12.2024
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Migration verändert auch die katholische Kirche in Deutschland. Durch Zuwanderung sind in den vergangenen Jahren verstärkt Gläubige aus katholischen Ostkirchen in den deutschsprachigen Raum gekommen. Anlässlich des 60. Jahrestages des Konzilsdekretes Orientalium Ecclesiarum fand nun im Bistumshaus St. Otto in Bamberg ein Studientag zu Geschichte und Gegenwart der katholischen Ostkirchen statt.
Dabei ging es nicht nur um Angehörige der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, sondern auch um Christinnen und Christen aus dem Nahen Osten (zum Beispiel dem Irak oder dem Libanon) oder Indien. „Es hat sich gezeigt, dass noch viel an Wissen über die katholischen Ostkirchen vermittelt werden müsste“, sagte Domkapitular Professor Elmar Koziel, der Veranstalter des Studientages.
In dem Grußwort von Erzbischof Herwig Gössl, vier wissenschaftlichen Vorträgen und einer moderierten Podiumsdiskussion wurde ersichtlich, dass vielen Katholikinnen und Katholiken gar nicht bewusst ist, dass es neben der römisch-katholischen Kirche über 20 katholische Ostkirchen gibt.
Diese Ostkirchen sind historisch dadurch entstanden, dass Teilkirchen aus östlichen Traditionen des Christentums in ihrer Geschichte eine Union mit dem Apostolischen Stuhl von Rom eingegangen sind. Sie erkennen daher den Papst in Rom als verbindendes Oberhaupt aller katholischen Ostkirchen an, verfügen aber über ein eigenes Kirchenrecht, den Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium, feiern die Liturgie beispielsweise in der griechischen oder der syrischen Sprache und haben eine eigene kirchliche Struktur, sind aber ebenso Katholikinnen und Katholiken wie römisch-katholische Gläubige.
Gräben überwinden
Die Migrationsbewegungen von Angehörigen aus katholischen Ostkirchen stellen diese Kirchen ebenso wie die römisch-katholischen Bistümer vor Herausforderungen, wie Generalvikar Georg Kestel in der Podiumsdiskussion darlegte. Wie kann zum Beispiel ein Gottesdienstangebot für diese Gläubigen organisiert werden? Welchen Religionsunterricht besuchen Kinder von Familien aus diesen Kirchen? Wie kann die römisch-katholische Kirche die katholischen Geschwisterkirchen im Aufbau einer eigenen pastoralen Struktur unterstützen?
Dass sich auch die Deutsche Bischofskonferenz mit diesen Fragen beschäftigt, bestätigte Erzbischof Gössl in seinem Grußwort. Dennoch bleibe noch viel zu tun, berichtete beispielsweise Pfarradministrator Ivan Sokhan, der im Bamberger Stadtteil Gaustadt eine ukrainische griechisch-katholische Gemeinde leitet. Dabei sind es gerade die persönlichen Kontakte, die nach Ansicht des Koordinators für den orthodoxen Religionsunterricht im Freistaat Bayern, Archimandrit Petros Klitsch, dazu beitragen, konfessionelle Gräben zu überwinden und zu mehr christlichem Miteinander zu kommen.
Es sei deshalb wünschenswert, wenn in römisch-katholischen Gemeinden die Kenntnis um die katholischen Ostkirchen zunähme, meinte Andriy Mykhaleyko, Außerordentlicher Repetitor am Collegium Orientale in Eichstätt. Als Beispiel nannte Christian Lange, Kirchenhistoriker an der Universität Erlangen-Nürnberg, den konfessionellen katholischen Religionsunterricht: „Es wäre schön, wenn sich Lehrkräfte dafür öffnen würden, Lehrinhalte aus katholischen Ostkirchen in den römisch-katholischen Religionsunterricht zu integrieren. Dann könnte aus dem de iure katholischen Religionsunterricht auch de facto ein echter katholischer Religionsunterricht werden.“
Pressestelle Erzbistum Bamberg /dr
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