Der nahezu menschenleere Platz vor der Päpstlichen Basilika San Giovanni in Laterano in Rom am 15. März 2020.
„Mutter aller Kirchen“

Vor 1.700 Jahren wurde die Lateranbasilika geweiht

Roland Juchem (KNA) ‐ Ihr Kirchweihfest am 9. November wird offiziell von Katholiken weltweit gefeiert. Dabei war Kaiser Konstantins Bau einer Kirche für den Bischof von Rom zunächst ein politisches Prestigeprojekt.

Erstellt: 09.11.2024
Aktualisiert: 11.11.2024
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Von Roland Juchem (KNA)

Flavius Valerius Constantinus konnte zufrieden sein – sehr sogar. Von Trier aus kommend hatten er und seine Truppen den Konkurrenten Maxentius besiegt. Nun war Konstantin der Große, wie er später genannt wurde, alleiniger Kaiser im Westen des Römischen Reiches. In der entscheidenden Schlacht an der Milvischen Brücke im Norden Roms am 28. Oktober 312 soll er der Legende nach den Beistand des von ihm geschätzten Christengottes gehabt haben.

Wie fast alle römischen Herrscher nahm auch Konstantin dies zum Anlass, sich mit einem monumentalen Bauwerk ein Denkmal zu setzen und seinem Volk eine Wohltat zu erweisen. Als erster römischer Kaiser entschied er sich für eine Kirche und wählte als Standort das Hügelareal des Lateran. Dort stand die Kaserne der Elite-Kavalerie des von ihm besiegten Maxentius. Die ließ Konstantin schleifen und dort ab 313 eine Kirche errichten, als Geschenk für die Christen.

Der Lateranhügel war auch deshalb geeignet, weil er nahe der Stadtmauern lag und nicht im Zentrum. Immerhin musste der Kaiser Rücksicht nehmen auf die mehrheitlich heidnische Bevölkerung. Dennoch erhielt Roms christliche Community mit der Basilica Constantiniana eine Sichtbarkeit und Anerkennung, die wenige Jahre zuvor noch undenkbar gewesen waren.

Weil eine Tempel-Architektur heidnisch belastet war, wählte Konstantin die religiös unverdächtige Form einer Gerichts- und Markthalle, Basilika genannt. Mit gewaltigen Dimensionen: knapp 100 Meter lang, 55 Meter breit und fünfschiffig. Für den Bischof von Rom ließ der Kaiser neben dem Gotteshaus eine Residenz errichten, außerdem eine Taufkapelle, die heute als älteste der Christenheit gilt.

Wann genau die Lateranbasilika fertiggestellt wurde, ist nicht ganz sicher. Es muss spätestens 324 gewesen sein, bevor Konstantin auch im Osten des Reiches Alleinherrscher wurde. Überlieferungen zufolge war es ein 9. November. Bis heute ist der Weihetag der Lateranbasilika ein Festtag der katholischen Kirche.

Ein Jahrtausend Zentrum westlicher Kirche

Geweiht wurde das Gotteshaus von Silvester I., der seit 314 Bischof von Rom war – die Bezeichnung „Papst“ wurde erst 50 Jahre später verwendet. Über den Mann, nach dessen Todestag am 31. Dezember 335 der letzte Tag des Jahres benannt ist, und seine fast 21 Jahre Amtszeit berichten historisch verlässliche Quellen kaum etwas. Geweiht wurde die Kirche auf den Namen des Erlösers (Salvator) Jesus Christus.

Später kamen die Patronate Johannes des Täufers und Johannes des Evangelisten hinzu. So lautet ihr voller heutiger Name: „Erzbasilika des allerheiligsten Erlösers, des heiligen Johannes des Täufers und des heiligen Johannes des Evangelisten im Lateran“. Dazu gesellt sich der Ehrentitel „Mutter und Haupt aller Kirchen der Stadt Rom und des Erdkreises“.

Wenngleich zwei Mal geplündert, beschädigt und restauriert waren Lateranbasilika und Lateranpalast über 1.000 Jahre lang das Zentrum der westlichen Kirche. Von dort aus entsandte Gregor der Große Ende des 6. Jahrhunderts 40 Benediktinermönche zur Christianisierung Britanniens, von dort schickte Gregor II. 719 Bonifatius ins Gebiet des heutigen Deutschlands.

Fünf Konzilien fanden dort statt. Die Ordensgründer Franziskus, Dominikus und Norbert erhielten im Lateran ihre jeweiligen Ordensregeln bestätigt. Ende des 14. Jahrhunderts dann war es vorbei mit dem Machtzentrum Lateran. Unter dem Druck des französischen Königs zog Papst Clemens V. nach Avignon.

Als die Päpste Anfang des 15. Jahrhunderts nach Rom zurückkehrten, nahmen sie Sitz im Vatikan. Und während dort der neue Petersdom entstand, verfiel die Lateranbasilika zusehends. Weswegen sich Papst Innozenz X. ab 1640 zu einer umfassenden Erneuerung entschloss. Unter dem bekannten Architekten und Steinmetz Francesco Borromini wurde die Basilika von 1646 bis 1650 stabilisiert und erhielt ihre heutige barock geprägte Gestalt.

Immer aber blieb die Lateranbasilika Sitz des Bischofs von Rom. Weswegen Papst Franziskus etliche seiner Dokumente mit der Ortsmarke unterzeichnet: „Rom, Sankt Johannes im Lateran, den ...“ Zum Heiligen Jahr 2025 wird der bislang eher langweilige, großflächige Platz vor der Kathedrale neu angelegt und verschönert. Bei den Bauarbeiten wurden im Sommer die Überreste der ersten, unter Konstantin errichteten römischen Bischofs- und Papstresidenz wiederentdeckt.

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