Vorsitzender der nigerianischen Bischofskonferenz: Land sitzt auf einer Zeitbombe
Abuja/Bonn ‐ Die wirtschaftlichen Probleme Nigerias und die gewaltsamen Proteste der letzten Monate haben die katholische Bischofskonferenz alarmiert. Erzbischof Ugorji fordert von Präsident Tinubu Lösungen.
Aktualisiert: 06.09.2024
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Nach Ansicht des Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz von Nigeria und Erzbischofs von Owerri, Lucius Ugorji sitzt Nigeria „auf einer Zeitbombe“. Wie der Missionspressedienst „Fides“ berichte, sagte er zum Auftakt der Vollversammlung der Bischöfe des Landes in Auchi (Bundesstaat Edo) mit Blick auf die jüngsten Proteste von Jugendlichen gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Bola Tinubu, er rechne mit weiteren Demonstrationen, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, um deren Forderungen zu erfüllen.
„Solange die Nation von Armut, Leid und Korruption geplagt wird und die Zukunft der Jugend in unserem Land düster bleibt, werden wir weiterhin Proteste erleben“, bekräftigt der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
In diesem Zusammenhang kritisierte der Erzbischof auch die Reaktion der nigerianischen Bundesregierung. Diese seien, so Ugorji, damit beschäftigt, den Schwarzen Peter weiterzureichen und einen Sündenbock zu suchen, anstatt sich mit den vorhandenen Übeln zu befassen.
„Wir sitzen in der Tat auf einer tickenden Zeitbombe, da die Sicherheitskräfte versuchen, Protestteilnehmer und ihre Unterstützer mit erfundenen Anschuldigungen zu unterdrücken“, warnte er. „Dies lässt befürchten, dass sie versuchen, den Bürgern ihre demokratischen Rechte und Freiheiten zu nehmen oder den Eindruck zu erwecken, dass im Land alles in Ordnung ist und dass es wirklich keinen Grund zum Protest gibt. Dies ist wahnhaft und zu verurteilen“. Erzbischof Ugorji forderte Präsident Tinubu deshalb auf, seine Wirtschaftspolitik zu überdenken.
Die Protestbewegung #EndBadGovernance hatte zuletzt vom 1. bis zum 10. August zu Demonstrationen und Streiks im ganzen Land aufgerufen. Sie forderten die Wiedereinführung von Treibstoffsubventionen und die Bekämpfung des exponentiellen Anstiegs der Preise für Produkte des täglichen Bedarfs. Zu den Forderungen gehörte aber auch ein Mindestlohn für Arbeitnehmer sowie die Reform von Polizei und Justiz.
Mancherorts kam es bei den Protesten auch zu Gewalt, mehrere Personen verloren dabei ihr Leben. Beobachter sehen die Verantwortung für den Ausbruch der Gewalt bei kriminellen Gruppen, die sich unter die Demonstranten gemischt haben sollen, sowie im brutalen Vorgehen der Polizei.
Wie Fides berichtet, kam es insbesondere in Kano, im Norden Nigerias, zu Zusammenstößen. Demnach hatten Schlägertrupps Regierungsbüros und Läden verwüstet und geplündert. 873 Personen wurden festgenommen. Nach Angaben der Initiatoren der Proteste handelte es sich bei den Gewalttätern nicht um Teile der Protestbewegung.
Nach Angaben nigerianischer Medien sind für Oktober neue Proteste geplant.
weltkirche.de mit Information von Fides