Papst-Tiara von Johannes XXIII im Jahr 1958, Papstkrone
Schreiben angekündigt

Vatikan will neue Art des Papstamts vorschlagen

Seit rund tausend Jahren streiten Kirchenoberhäupter in Ost und West um die Vorrangstellung des Papstes. Nun hat der Vatikan einen Vorschlag erarbeitet, wie das Papstamt künftig für andere Kirchen akzeptabel sein könnte.

Erstellt: 12.06.2024
Aktualisiert: 11.06.2024
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Der Vatikan will am Donnerstag ein Dokument vorstellen, das weitreichende Folgen für die Beziehungen unter den christlichen Kirchen haben könnte. Der Text wurde von der Ökumene-Behörde des Papstes erarbeitet, wie das vatikanische Presseamt mitteilte.

Das Papier trägt den Titel „Der Bischof von Rom – Primat und Synodalität in den ökumenischen Gesprächen und den Antworten auf die Enzyklika Ut unum sint“. Es greift eine Enzyklika aus dem Jahr 1995 von Papst Johannes Paul II. auf. Der seinerzeit für die Einheit der Christen bahnbrechende lehramtliche Text hatte vor allem mit Blick auf die Kirchen des Ostens ein neues Selbstverständnis und eine andere Art der Ausübung des Papstamts in Aussicht gestellt.

Der Papst hatte damals die anderen christlichen Kirchen eingeladen, im „brüderlichen, geduldigen Dialog“ mit Rom nach Wegen zu suchen, wie das Papstamt als „Dienst der Barmherzigkeit“ an allen Kirchen verstanden werden könnte. Daraufhin hatte die Ökumene-Abteilung des Vatikans mit mehreren Kirchen je eigene Dialogforen gegründet, die jahrzehntelang berieten. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Einen weiteren Schub bekam das Projekt durch Papst Franziskus. Dieser definierte sich von Anfang an in erster Linie als Bischof von Rom. Auch verfügte er die Wiederbelebung des historischen Titels „Patriarch des Westens“, der noch von seinem Vorgänger Benedikt XVI. gestrichen worden war.

Zudem hat er begonnen, der katholischen Weltkirche eine „synodale“ Verfassung zu geben, in der nicht mehr der Papst alleine von oben entscheidet. In der von Franziskus angestrebten „synodalen Kirche“ werden Bischöfe, Theologen und Laien an Beratungen über Grundsatzfragen der Kirche beteiligt. Damit wird die katholische Kirche in ihrer Struktur und Funktionsweise den schon immer synodal verfassten Kirchen des Ostens sowie den aus der Reformation hervorgegangenen Gemeinschaften ähnlicher.

Bei dem Papier, das nächste Woche vorgestellt werden soll, handelt es sich nach Vatikanangaben um ein „Studiendokument“, das von Franziskus gebilligt wurde. Es solle nach knapp 30 Jahren erstmals die Antworten auf „Ut unum sint“ und die ökumenischen Dialoge über den Primat und die Synodalität zusammenführen.

Am Ende werde das Dokument einen Vorschlag für eine erneuerte Form des Papstamtes machen, die auch von den anderen Kirchen anerkannt werden könne. Im Vatikan halten manche es für möglich, dass sich der Papst gemäß dem Vorschlag künftig regelmäßig mit anderen Patriarchen und Kirchenoberhäuptern auf Augenhöhe zu Beratungen trifft.

Der Text mit den Anregungen und Vorschlägen wird am Donnerstagmittag vom Präfekten des Dikasteriums für die Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und vom Chef des Synodensekretariats, Kardinal Mario Grech, vorgestellt. Per Video-Konferenz sollen die offiziellen Abgesandten der Oberhäupter der anglikanischen und der armenischen Kirche zugeschaltet werden.

KNA

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