Weitere byzantinische Kirche in Istanbul soll Moschee werden
Istanbul ‐ Die Islamisierungspolitik in der Türkei geht weiter. Wieder soll ein historischer Kirchbau in Istanbul zu einer Moschee werden. Im Fall der weltberühmten Hagia Sophia hatte dies 2020 internationale Proteste ausgelöst.
Aktualisiert: 13.02.2024
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Nach der Hagia Sophia soll eine weitere historische byzantinische Kirche in Istanbul künftig als Moschee genutzt werden. Es handelt sich dabei um die für ihre Fresken weltberühmte Kirche „Sankt Salvator in Chora“, wie der römische Nachrichtendienst „Fides“ (Freitag) mit Verweis auf die türkische Tageszeitung „Yeni Safak“ berichtete.
Die künftige „Moschee von Kariye“ wurde zuvor 79 Jahre als Museum genutzt; sie soll am 23. Februar ihre Tore für das islamische Freitagsgebet öffnen. Die Fresken sollen laut „Fides“ nicht übermalt, sondern mit eigens angefertigten roten Teppichen bedeckt werden. Die Kirche, die sich im Nordosten des antiken Stadtzentrums befindet, gilt als eine der wichtigsten Beispiele byzantinischer Sakralarchitektur weltweit.
Wie im Fall der Hagia Sophia zuvor hatte die türkische Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan im August 2020 verkündet, den Vertrag von 1958 über die Nutzung der Kirche als Museum für ungültig zu erklären. Dies hatte der türkische Staatsrat bereits beschlossen.
Sankt Salvator in Chora (wörtl. „Heiliger Erlöser auf dem Lande“) geht auf ein Kloster aus dem 6. Jahrhundert zurück, das im 12. Jahrhundert um die Kirche erweitert wurde. Nach der osmanischen Eroberung Konstantinopels 1453 wurde die Kirche ab 1511 in eine Moschee umgewandelt. Die Fresken, die unter anderem die Menschwerdung Christi als Erlöser der Welt zeigen, wurden mit Kalk abgedeckt, aber nicht zerstört.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche durch amerikanische Experten restauriert und ab 1945 auf Anordnung des damaligen Ministerrats als Museum genutzt, ab 1958 als staatliches Museum. Diese Entscheidung ist seit vier Jahren aufgehoben, nun steht die endgültige Umwandlung unmittelbar bevor.
Im Juli 2020 hatte die Regierung Erdogan bereits die weltberühmte Hagia Sophia in Istanbul von einem Museum wieder in eine Moschee umgewandelt und damit eine Forderung türkisch-muslimischer Fundamentalisten und Nationalisten erfüllt. Die Hagia Sophia war fast 1.000 Jahre lang die größte Kirche des Christentums. 1453 machten die osmanischen Eroberer daraus eine Moschee. Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal „Atatürk“, erklärte das Bauwerk 1934 zum Museum. Die erneute Umwandlung in eine Moschee durch die Regierung Erdogan löste international scharfe Proteste aus.
KNA