Papst Franziskus entlässt umstrittenen US-Bischof Strickland
Vatikanstadt ‐ Franziskus hat den aufmüpfigen Bischof Joseph Strickland entlassen. Der Konflikt zwischen dem Texaner und dem Papst köchelte seit langem, nun scheint die rote Linie überschritten.
Aktualisiert: 13.11.2023
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Papst Franziskus hat einen seiner schärfsten Kritiker unter den US-amerikanischen Bischöfen seines Amtes enthoben. Wie das vatikanische Presseamt am Samstag mitteilte, entzog er Bischof Joseph Strickland (65) die Leitung des texanischen Bistums Tyler. Zum vorübergehenden Verwalter (Administrator) des Bistums ernannte er den Bischof von Austin, Joe Vasquez.
Einen Grund für die Amtsenthebung teilte der Vatikan zunächst nicht mit. Im Juni dieses Jahres hatte der Papst eine kirchenamtliche Überprüfung (Visitation) des Bistums angeordnet, das im Osten des Bundesstaates Texas liegt. Mit rund 100.000 Katholiken zählt es zu den kleineren Diözesen in den USA. In amerikanischen Medienberichten war damals vom Verdacht finanzieller Unregelmäßigkeiten die Rede.
Nach Angaben des Erzbischofs von Galveston-Houston, Kardinal Daniel DiNardo, hatte die für Bischofsernennungen zuständige Vatikan-Behörde, das Dikasterium für die Bischöfe, Strickland bereits am Donnerstag zum Rücktritt aufgefordert.
Zuvor hatten die beiden Visitatoren (der Bishof von Camden, Dennis Sullivan, und der ehemalige Bischof von Tucson, Gerald Kicanas) dem Papst berichtet, der Amtsverbleib des texanischen Bischofs sei „nicht mehr möglich“. Strickland habe die Rücktrittsforderung jedoch abgelehnt, heißt es in DiNardos Erklärung, woraufhin der Papst ihn nun entlassen habe. Das Erzbistum Galveston-Houston ist als sogenannte Metropolie dem Bistum Tyler kirchenrechtlich übergeordnet.
Der Visitationsbericht ist bislang nicht öffentlich. Damit ist weiter unklar, was das Fass letztendlich zum Überlaufen brachte. Katholische Medien aus den USA berichten von sehr umstrittenen Personalentscheidungen Stricklands sowie einem starken Drang, in der Öffentlichkeit zu stehen. Priester, die nicht auf Stricklands Linie gewesen seien, seien mit Drohanrufen belästigt worden, berichtet der Journalist Mike Lewis unter Berufung auf einen Priester des Bistums Tyler.
Der Texaner Strickland wurde Ende 2012 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Tyler ernannt. Er hat in den vergangenen Jahren immer wieder durch scharfe Kritik am kirchenpolitischen und theologischen Kurs von Papst Franziskus für Schlagzeilen gesorgt. Im Mai hatte er in einem Tweet betont, zwar sei Papst Franziskus der rechtmäßige Papst, doch untergrabe er die überlieferte Glaubenslehre.
Am 31. Oktober hatte Strickland in einem Beitrag für ein Forum konservativer Katholiken in Rom, dem „Rome Life Forum“, aus dem angeblichen Brief eines Freundes vorgelesen, in dem Papst Franziskus beschuldigt wird, das Papstamt unrechtmäßig erobert und den rechtmäßigen Papst verdrängt zu haben.
Wörtlich hieß es in dem von Strickland verlesenen Brief: „Würdet ihr zulassen, dass derjenige, der den wahren Papst verdrängt hat und versucht hat, auf einem Stuhl zu sitzen, der ihm nicht zusteht, nun das definiert, was die Kirche sein soll?“ Strickland hatte implizit zu verstehen gegeben, dass er die Ansichten des Briefschreibers teilt.
KNA