Der Fall eines aufmüpfigen Bischofs könnte zum Präzedenzfall werden

Wie verfährt Papst Franziskus mit seinen Kritikern in den USA?

Aus den USA kommen einige der lautstärksten Kritiker der katholischen Weltsynode. Besonders ein Bischof steht für seine Äußerungen im Fokus des Papstes und könnte sein Amt verlieren. Gelöst wäre der Konflikt damit nicht.

Erstellt: 17.09.2023
Aktualisiert: 15.09.2023
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Von Thomas Spang (KNA)

Bischof Joseph Strickland gibt sich kämpferisch. Er werde seinen Bischofsstuhl nicht einfach so räumen, sagte der erzkonservative Leiter der Diözese Tyler in Texas dem „Religion News Service“. Zuvor hatte das Portal „The Pillar“ unter Bezug auf ein vertrauliches Treffen im Vatikan Spekulationen über eine bevorstehende Abberufung genährt. „Prinzipiell kann ich nicht von einem Mandat zurücktreten, das mir Papst Benedikt XVI. erteilt hat“, so Strickland weiter - um dann hinzuzufügen: „Natürlich kann das Mandat durch Papst Franziskus entzogen werden.“

Anlass dazu gäbe es durchaus. Strickland ist lautstärkster Vertreter einer Gruppe konservativer US-Bischöfe, die durch öffentliche Kritik am amtierenden Papst auffallen. Zurzeit arbeiten sie sich vor allem an der für Oktober geplanten Weltsynode in Rom ab. Laut Strickland wird durch das Vorhaben eine „böse und falsche Botschaft“ verbreitet. Themen des Anstoßes sind stets Fragen über die Rolle von Frauen, den Umgang mit sexuellen Minderheiten, eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Eucharistie sowie Abtreibung und Klimawandel.

Eine Abberufung des texanischen Bischofs wäre ein drastisches Signal auch an andere Traditionalisten, die zu den Widersachern des argentinischen Papstes zählen. Ende August sickerte eine vertrauliche Äußerung von Franziskus während seines Portugal-Besuchs durch, die keinen Zweifel daran lässt, dass er die Reform-Bremser auf dem Radar hat: „Es gibt in den USA eine sehr starke und organisierte reaktionäre Haltung, die auch auf eine emotionale Bindung setzt. Diese Menschen will ich daran erinnern, dass eine rückwärtsgewandte Haltung nutzlos ist.“

Namen wollte Franziskus zwar nicht nennen. Doch erst im Juni war Stricklands Diözese Tyler Gegenstand einer förmlichen Untersuchung der vatikanischen Bischofsbehörde. Vor einigen Tagen traf sich der Papst mit deren Leiter Robert Prevost und dem Nuntius in Washington, Christophe Pierre. Pierre hatte Strickland laut Berichten bereits bei der Herbsttagung der US-Bischöfe 2021 privat die Leviten gelesen. Ohne nachhaltigen Erfolg.

Zeichen in Richtung der amerikanischen Papst-Kritiker?

Eine Entscheidung im Fall Strickland wäre nicht das erste klare Zeichen in Richtung der amerikanischen Papst-Kritiker. Die Entmachtung des einst einflussreichen Kurienkardinals Raymond Leo Burke dürfte den meisten US-Bischöfen noch im Gedächtnis sein.

Dennoch bleibt Burke weiterhin ein Wortführer des konservativen Lagers. Jüngst verfasste er ein Vorwort für ein kritisches Buch mit dem Titel „The Synodal Process is a Pandora's Box“. Sponsor des Projekts ist die Amerikanische Gesellschaft zur Verteidigung von Tradition, Familie und Privateigentum. In dem Buch rechnen die Autoren Jose Antonio Ureta und Julio Loredo de Izcue mit der Weltsynode ab. Franziskus wolle mithilfe neu-modernistischer und linker Kräfte, „die Heilige Mutter Kirche zerstören“, so das Fazit.

Das Buch wurde auch an Teilnehmer der Synode und Stellen im Vatikan verschickt, von denen man sich offenbar eine gewisse Empfänglichkeit für die Botschaft verspricht. Auf dem Rückflug aus der Mongolei nahm Franziskus direkt zu dem Pamphlet Stellung und warf den Verfassern ideologische Motive vor.

Ein weiterer wichtiger Agitator in den USA, der bevorzugt den Papst kritisiert, ist Michael Voris, Chef der Website „Church Militant“. Ähnlich wie der christliche Nationalist Nick Fuentes repräsentiert er den extremen Rand des Rechtskatholizismus in den Vereinigten Staaten. Der Chefmoderator des katholischen TV-Senders EWTN, Raymond Arroyo, und der kalifornische Unternehmer Tim Busch bewegen sich indes eher im Mainstream der papstkritischen US-Traditionalisten.

John Carr, Professor der katholischen Georgetown University in Washington, meint, dass es den genannten Personen nicht zuletzt um kirchliche, politische und wirtschaftliche Macht gehe: „Papst Franziskus wird in allen Bereichen als Bedrohung des Status quo wahrgenommen.“

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