Jordaniens Christen wollen künftig auf Freudenschüsse verzichten
Traditionell gehören Freudenschüsse in Jordanien zu Festen von Großfamilien dazu. Doch immer wieder sterben dabei Menschen.
Aktualisiert: 27.09.2023
Lesedauer:
Hochzeiten ohne Todesfälle: Die christlichen Stämme Jordaniens haben sich darauf geeinigt, bei Familienfeiern auf das traditionelle Abfeuern von Schüssen zu verzichten. Über die Vereinbarung berichtete das arabisch-christliche Portal Abouna (Montagabend). Ein Vertreter des Innenministeriums, Rami Daoud Bader, stellte die nicht selten tödlich endenden Freudenschüsse in eine Reihe mit den „Geißeln“ Rauchen, Drogensucht oder rücksichtsloses Fahren.
Ob Sieg im Fußball oder bestandenes Abitur: Wenn im Nahen Osten traditionell gefeiert wird, knallt es oft. Schüsse in die Luft gehören in vielen arabischen Gesellschaften zum guten Feierton – und gelegentlich endet eine Hochzeit dann in einer Beerdigung. Jordanien hat den Freudenfeuern schon vor Jahren den Kampf angesagt, etwa mit der Kampagne „Töte nicht mit deinem Glück“ der Regierung.
Höhere Strafen
Muslimische Geistliche hatten sich in der Vergangenheit wiederholt gegen die arabische Sitte geäußert. Der Islam verbiete, andere Muslime zu verletzen. Jetzt schlossen sich laut Bericht die christlichen Stämme des Landes der Kampagne an. Das Dokument, in der sich die Christen zum Verzicht auf Freudenschüsse verpflichten, soll in den kommenden Wochen in allen Kirchen veröffentlicht werden.
Zuletzt hatte die Zeitung „Jordan Times“ Anfang September über eine Hochzeitsfeier in der Stadt Maan berichtet, bei der der Bräutigam durch Freudenschüsse getötet wurde. Die Behörde für öffentliche Sicherheit mahnte, jeder, der je bei einer Feier eine Waffe abgefeuert und dies als Akt von Männlichkeit oder als Ausdruck der Freude bezeichnet habe, sei mitschuldig am Tod des Bräutigams.
Jordanisches Recht sieht laut Zeitung bis zu drei Monate Freiheitsstrafe und bis zu umgerechnet 1.300 Euro Geldstrafe für unerlaubten Gebrauch von Schusswaffen oder Sprengstoff vor.
KNA