Gottesdienstbesucherinnen und -besucher bei einer Priesterweihe in Amman (Jordanien)
Großer Auflauf zu Priesterweihe in Amman

Kirche in Jordanien lebt

Letztlich zählt nicht die Zahl allein, sagt der Patriarch über seine kleine Priesterschaft. In Jordanien sind nun zwei neue hinzugekommen. Grund genug für die gesamte Gemeinde, ein großes Fest zu feiern.

Erstellt: 15.01.2023
Aktualisiert: 13.01.2023
Lesedauer: 
Von Andrea Krogmann (KNA)

Zwei junge Neupriester für die lateinische Kirche in Jordanien. Was wenig klingt, war für die Kirche eine Quelle der Freude und ein Grund zu einer großen Versammlung. Am Donnerstagabend spendete der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, im „Our Lady of Peace Center“ westlich von Amman das Weihesakrament an Yazan Fareed Bader und Michael Munther Althib. Für Pizzaballa ein guter Tag für sein Bistum. „Wenn es uns gelingt, neue Berufungen zu erzeugen, dann heißt das, dass wir Leben haben, und neues Leben in unseren Gemeinschaften ist etwas Schönes“, sagte er nach der Feier der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

45.000 der rund 180.000 jordanischen Christen gehören der lateinischen Kirche an; das ist weniger als ein halbes Prozent der Gesamtbevölkerung. Von Minderwertigkeitskomplexen war unterdessen an diesem Donnerstag nichts zu spüren. Jordaniens Fahne marschierte gleichberechtigt mit der Vatikanfahne im Takt von Dudelsack und Trommel, den untrennbar zu Kirchenfeiern im Heiligen Land gehörenden Klängen der Pfadfinder, die die beiden Priester in spe in die voll besetzte Kirche begleiteten.

Nicht weniger als sieben Bischöfe, darunter neben dem amtierenden Patriarchen auch sein emeritierter Vorgänger Erzbischof Fouad Twal, waren gekommen, dazu „so ziemlich alle jordanischen Priester und ein paar von der anderen Seite“ des Jordans, wie es der für Jordanien verantwortliche Patriarchalvikar, Weihbischof Jamal Daibes, formulierte; Ordensleute verschiedenster Couleur und ein paar hundert Gläubige, die den bunten Mix der Kirche in Jordanien präsentierten. Die ein oder andere rot-weiße Keffieh, die traditionelle jordanische Kopfbedeckung, hob sich leuchtend aus der Menge hervor.

Priesterweihe in Jordanien
Bild: © Andrea Krogmann/KNA

„Berufungen entstehen hier, in der Familie.“

„Schön und herausfordernd“ sei die Lesung aus dem Johannes-Evangelium, die sich die Weihekandidaten für ihren Tag und als „Referenzpunkt für die Priesterschaft“ ausgesucht haben, sagte Pizzaballa in seiner Predigt. Es ist jener Abschnitt, der am Gründonnerstag gelesen wird. „Die Liebe, die wir in diesem Evangelium sehen, ist eine freie und bedingungslose Liebe; eine, die vollkommen ist und auch den Verräter Judas umschließt.“ Ein hoher Anspruch, der ohne eine Erdung in Christus nicht gelingen könne.

Mahnende Worte gab der Patriarch den künftigen Priestern mit auf den Weg. Das Maß ihrer Liebe für all ihre Gläubigen müsse sein, dass sie maßlos sei und nicht auf Ergebnisse, Belohnung oder Dank warte. „Habt das Evangelium an der Wand eurer Büros und lest es jeden Tag als Erinnerung daran, dass ihr Priester für die Menschen seid.“

Eine Mahnung richtete der italienische Franziskaner angesichts zuletzt gesunkener Priesterzahlen auch an die versammelte Gemeinde. „Die Berufungen“, so Pizzaballa, „entstehen hier, in der Familie.“ Letztlich zähle aber nicht die Zahl allein, sagte er nach der Feier der KNA. Weniger Seminaristen gebe es auch, weil das kleine Seminar geschlossen wurde. „Ich habe es geschlossen; es ist nicht mehr zeitgemäß. Der positive Effekt ist, dass die Seminaristen, die wir haben, motivierter sind.“

So wie Weihekandidat Michael Althib. In Los Angeles in eine jordanischstämmige Familie geboren, entschied er sich bewusst, ins Priesterseminar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem einzutreten. „Teil des Heiligen Landes zu sein, gab mir die Motivation zurückzukommen“, sagte er. Eine Entscheidung, die Althib auch nach fast zehn Jahren nicht bereut. „Nach all meiner harten Arbeit und all meinen Gebeten habe ich wirklich meinen Platz mit Gott gefunden.“ kna

Mehr zum Thema