Misereor kritisiert wachsende Gewalt auf Haiti
Banden sind vor allem in der Hauptstadt aktiv

Misereor kritisiert wachsende Gewalt auf Haiti

Aachen ‐ Schon seit Jahren unterdrücken und terrorisieren Banden Teile des krisengeschüttelten Karibikstaates. Misereor mahnt nun die Bundesregierung, sich international für eine Strafverfolgung einzusetzen.

Erstellt: 23.08.2023
Aktualisiert: 23.08.2023
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Das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor beklagt eine wachsende Gewalt krimineller Banden gegen die Bevölkerung in Haiti. Misereor appellierte deshalb am Mittwoch in Aachen an die Bundesregierung, sich international dafür einzusetzen, dass die Verantwortlichen vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt werden.

„Ohne Hilfe der internationalen Gemeinschaft können sich die Einwohnerinnen und Einwohner Haitis nicht mehr aus ihrer aussichtslosen Lage befreien“, mahnte die zuständige Länderreferentin Barbara Albrecht. „Die für die maßlose Gewalt verantwortlichen Personen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, damit die Zivilbevölkerung an der Schaffung eines demokratischen Rechtsstaates teilhaben kann.“

Schon seit Jahren unterdrücken und terrorisieren die genannten Banden Teile des krisengeschüttelten Karibikstaates, insbesondere in der Hauptstadt Port-au Prince. Misereor verwies auf Informationen von Partnern aus Haiti, nach denen in der vergangenen Woche in Carrefour Feuilles, dem Südostsektor von Port-au-Prince, mehr als 15 Menschen ermordet, über 10.000 Menschen vertrieben und mehrere Häuser niedergebrannt wurden. Auch in der nördlichen Zone der Hauptstadt spiele sich das gleiche Szenario ab.

Staatsoberhaupt lässt Banden gewähren

Nach Angaben von Albrecht lässt der nach dem Mord an Präsident Jovenel Moise im Jahr 2021 kommissarisch als Staatsoberhaupt fungierende Ariel Henry die Banden tatenlos gewähren. Täter und Bandenführer seien allgemein bekannt und träten öffentlich in Medien auf, ohne haftbar gemacht zu werden. Gleichzeitig geschehe nichts, um die Bevölkerung vor den Kriminellen zu schützen. „Wir befürchten einen Völkermord in Haiti“, so die Haiti-Expertin.

Zahlen der Vereinten Nationen zufolge seien seit Anfang des Jahres insgesamt 130.000 Personen aus der Hauptstadt vertrieben worden, so Misereor. Mehr als 2.400 Menschen seien in diesem Zeitraum durch Bandenmitglieder getötet worden. Lokale Märkte seien zusammengebrochen; insbesondere in ländlichen Regionen sei es notwendig, Menschen stärker bei der Produktion von Nahrungsmitteln zu unterstützen, da sich die Bevölkerung aktuell überwiegend aus eigenem Anbau ernähren muss.

KNA