Papst Franziskus empfängt Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, am 21. Juni 2023 im Vatikan.
Gespräche über Frieden und Umweltschutz?

Brasiliens Präsident Lula beim Papst

Vatikanstadt ‐ Strammes Programm für Papst Franziskus: Nach dem Staatsoberhaupt Kubas war nun auch Brasiliens Präsident Lula da Silva im Vatikan zu Besuch. Mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine vertreten Lula und der Papst ähnliche Positionen.

Erstellt: 21.06.2023
Aktualisiert: 21.06.2023
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Von Severina Bartonitschek (KNA)

Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ist am Mittwochnachmittag von Papst Franziskus in Audienz empfangen worden. Fotos der brasilianischen Delegation zeigen den Papst und den linken Politiker in inniger Umarmung. Nach Vatikan-Angaben sprachen die beiden etwa über die Förderung von Frieden und Versöhnung, den Kampf gegen Armut und Ungleichheit, die Achtung der indigenen Völker sowie den Umweltschutz.

Die „herzlichen Gespräche“, auch mit Erzbischof Edgar Pena Para aus dem vatikanischen Staatssekretariat, dauerten etwa eine Stunde. Beide Seiten zeigten sich zufrieden über die guten staatlichen Beziehungen sowie die gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Staat im Hinblick auf die Förderung moralischer Werte und des Gemeinwohls. Lula und seine Ehefrau schenkten dem Papst ein Bild der Heiligen Familie sowie eine Figur der Muttergottes von Nazare. Franziskus überreichte ihnen eine Bronzetafel mit der Gravur „Frieden ist eine zerbrechliche Blume“.

Ende Mai hatten sich Lula und Franziskus in einem Telefonat über Wege zu einer friedlichen Lösung im Ukraine-Krieg ausgetauscht. Beide Staatsoberhäupter versuchen seit Monaten, zwischen Moskau und Kiew zu vermitteln. Der Papst entsandte kürzlich Kardinal Matteo Zuppi zu einer vatikanischen Friedensmission. Der Erzbischof von Bologna besuchte daraufhin Kiew, ein Treffen in Russland steht bislang aus. Lula hatte seinen außenpolitischen Berater Celso Amorim bereits als Sondergesandten nach Kiew und Moskau geschickt.

Ähnliche Sicht auf Krieg gegen die Ukraine

Im Vorfeld des Treffens mit dem Papst hatte Lula in einem Interview der Zeitung „Corriere della Sera“ (Dienstag) über den Ukraine-Krieg gesprochen. Darin kritisierte er, dass es zu wenig Menschen gebe, die über Frieden sprechen. „Es macht mich wütend, dass so viele Menschen auf der Welt hungern, dass so viele Kinder nichts zu essen haben, und dass wir uns mit Krieg beschäftigen, anstatt uns damit zu befassen, wie wir Ungleichheiten beseitigen können“, so der 77-Jährige. Es sei dringend notwendig, dass Russland und die Ukraine einen gemeinsamen Weg zum Frieden finden.

Lula trifft in Rom auch mit Bürgermeister Roberto Gualtieri, Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni, Staatspräsident Sergio Mattarella und der Chefin der italienischen Linksdemokraten (PD), Elly Schlein, zusammen. Auf das Gespräch mit Letzterer freut sich der Politiker laut dem Zeitungsinterview. Es gebe nach wie vor eine Menge „Machismo“ in der Politik. „Mit mehr Frauen in der Regierung hätten wir weniger Kriege und mehr Aufmerksamkeit für soziale Fragen“, so Lula. Meloni hoffe er besser kennenzulernen, er wolle die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken.

Auf Nachfrage zur Situation in seinem Heimatland erklärte Lula, sein rechtspopulistischen Amtsvorgänger Jair Bolsonaro habe in seinem Land Hass gepflanzt. Er habe immer gegen die Demokratie, gegen die Institutionen gesprochen. „Niemand in Brasilien hat jemals den Staat auf so schamlose Weise benutzt, um gewählt zu werden“, urteilte Lula. „Und nach der Wahl forderten seine Leute einen Militärputsch. Absurd. Jetzt muss er sich vor Gericht verantworten. Ich hoffe, er hat die Unschuldsvermutung, das Recht auf Verteidigung und einen fairen Prozess“, so der brasilianische Präsident, der das Amt Anfang des Jahres wieder übernahm. Es ist Lulas dritte Amtszeit, nach 2003 bis 2006 sowie 2007 bis 2010.

KNA

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