Über soziale Medien in die Prostitution gelockt
Aachen ‐ Zum Internationalen Tag der Kinderrechte am 20. November macht das Kindermissionswerk auf die zunehmende Gefahr sexueller Ausbeutung von Kindern im Internet aufmerksam. „Wir müssen Mädchen und Jungen vor Gefahren, Gewalt und Missbrauch besser schützen – auch im Internet“, betont Petra Schürmann, Fachreferentin für Kinderrechte.
Aktualisiert: 06.09.2023
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„Jederzeit sind Hunderttausende von Sexualstraftätern weltweit online. Millionen Kinder und Jugendliche bewegen sich täglich ungeschützt im weltweiten Netz. Der digitale Raum ist ein Einfallstor für Täter und auch Täterinnen, die darüber leicht in Kontakt mit Minderjährigen kommen. Nicht selten werden online erste Kontakte angebahnt, die im analogen Raum weitergeführt werden. Diese Entwicklungen lassen sich im nahen Umfeld der Kinder beobachten als auch beispielsweise im Bereich des weltweiten Tourismus. Täter auf der ganzen Welt – auch in Deutschland – sind so in der Lage, Kinder, unabhängig von Ort und Zeit, zu missbrauchen“, sagt Schürmann.
Das Internet hat nicht nur neue Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, sondern auch der Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen hervorgebracht. Durch Live-Streaming beispielsweise wird der Missbrauch von Kindern in Echtzeit vor einer Kamera gezeigt. Mit der sexuellen Ausbeutung von Kindern werde sehr viel Geld verdient, so die Kinderrechte-Expertin. Eine Ermittlung der Täter sei oft kaum möglich. „Für jedes Mädchen und jeden Jungen weltweit – ausnahmslos – gelten die Kinderrechte. Dazu zählt insbesondere das Recht auf Schutz vor Gewalt“, sagt Schürmann und betont: „Der Kinderschutz im Netz muss national und international gestärkt werden. Debatten um Kinderschutz im Internet dürfen nicht gegen die Wichtigkeit des Datenschutzes geführt werden. Es müssen Lösungen gefunden werden, die das Wohl von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt rücken und diese wirksam schützen – in Deutschland und weltweit.“
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Mit Nacktbildern erpresst und zur Prostitution gezwungen
In Thailand unterstützt das Kindermissionswerk seit 2012 die Partnerorganisation AAT bei der Präventionsarbeit gegen sexuelle Gewalt an Minderjährigen und der Rehabilitation von Mädchen, die aus der Prostitution befreit wurden. „Die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen hat sich in Thailand in den vergangenen Jahren gewandelt“, erklärt Martina Schindler, Asien-Länderreferentin im Kindermissionswerk. „Während die Zahl der Opfer aus Laos, Myanmar und Kambodscha abnimmt, sind es zunehmend thailändische Kinder – überwiegend Mädchen, manche erst zwölf Jahre alt –, die über digitale Medien geködert und in die Prostitution gelockt werden.“ Viele kommen aus zerrütteten Familien. Mobiltelefone und der allgegenwärtige Zugang zum Internet machen es Tätern besonders leicht, mit den Mädchen in Kontakt zu treten. „Die Täter wirken manipulativ auf die Kinder ein, machen falsche Versprechungen und üben zunehmend Druck aus, um Nacktbilder zu erhalten. Mit der Drohung, diese Bilder zu veröffentlichen, zwingen sie die Kinder schließlich zur Prostitution“, sagt Schindler. Täter geben sich zudem als „Loverboys“ aus. Sie spielen den Opfern Verliebtheit vor, um so ihr Vertrauen zu gewinnen. Mit diesen Liebeslügen drängen sie die Mädchen schließlich in die Prostitution.
Zu den Aktivitäten des Sternsinger-Partners AAT im Kampf gegen sexuelle Gewalt zählen die psychologische und soziale Begleitung der betroffenen Mädchen sowie präventive Maßnahmen. Das AAT-Team arbeitet für eine bessere Rehabilitation und Integration der Mädchen auch mit staatlichen Schutzhäusern zusammen. Nach der Rückkehr in die Familien besuchen AAT-Mitarbeiterinnen die Mädchen zu Hause und unterstützen sie dabei, wieder in die Schule zu gehen und eine Ausbildung zu machen. Vom Sternsinger-Partner geschulte Frauengruppen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler informieren in Gemeinden und Schulen über die Gefahren sexueller Ausbeutung und unterstützen gefährdete Kinder.
Der Schutz von Kindern vor Gewalt ist auch Thema der kommenden Sternsingeraktion. „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ lautet das Motto der 65. Aktion Dreikönigssingen. Dabei machen die Sternsinger auf Mädchen und Jungen aufmerksam, die unter physischer, sexualisierter oder psychischer Gewalt leiden.
Kindermissionswerk