Misereor: Klimarisiken-Schutzschirm erster wichtiger Schritt
Scharm El-Scheich/Aachen ‐ Das Hilfswerk Misereor begrüßt die Beteiligung Deutschlands an einem Schutzschirm für Staaten, die besonders von Klimakatastrophen betroffen sind, sieht aber weiteren Handlungsbedarf.
Aktualisiert: 14.11.2022
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Misereor begrüßt die Initiative der G7-Länder und der Gruppe der verwundbarsten Staaten für einen globalen Schutzschirm gegen Klimarisiken, mahnt aber weitere Schritte an. Die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze (SPD), hatte das Vorhaben heute gemeinsam mit ihren G7-Kolleginnen und -Kollegen auf der UN-Klimakonferenz COP27 in Scharm El-Scheich (Ägypten) vorgestellt. Deutschland stellt für den Schutzschirm 170 Millionen Euro bereit, wovon die Hälfte in den Aufbau von Klimarisikoversicherungen fließen soll.
Während die internationalen Verhandlungen zur Finanzierung von Schäden und Verlusten weiterhin sehr zäh verlaufen, sei diese Initiative ein erster wichtiger Schritt hin zu mehr Klimagerechtigkeit, kommentiert Anika Schroeder, Misereor-Klimareferentin, in Scharm El Scheich. „Der Schutzschirm soll unter anderem Lücken in der Katastrophenhilfe in den besonders von der Klimakrise betroffenen Staaten schließen. Das ist von zentraler Bedeutung, um besonders von Armut betroffene Menschen zu unterstützen“, so Schroeder. „Der globale Schutzschild darf aber nicht dazu dienen, dass sich die G7-Staaten mit dieser Initiative aus der Verantwortung stehlen, auch innerhalb des COP 27-Verhandlungsprozesses Farbe zu bekennen und die Verantwortung für Schäden und Verluste in den besonders verletzlichen Ländern zu übernehmen.“
Der Ausbau von Klimarisikoversicherungen, wie er sich auf der COP27 als Ergebnis abzeichnet, ist aus Sicht von Misereor nur ein erster Schritt. Dieser müsse in eine Gesamtstrategie eingebettet werden, die auch die langfristigen Schäden der Klimakrise, etwa den Verlust von Wohngebieten und von Territorium ganzer Staaten durch den Anstieg des Meeresspiegels, in den Blick nimmt. Wichtig sei, bei allen Aktivitäten die lokalen Zivilgesellschaften ausreichend einzubinden.
Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern gemeinsam mit Ländern des globalen Südens eine Fazilität für Schäden und Verluste, welche aus Sicht von Misereor von Deutschland aktiver unterstützt werden sollte. Andere G7 Mitgliedsstaaten wie die USA lehnen die dahinterstehende Forderung nach einem Mechanismus für die Aufnahme und Weiterleitung von Geldern für benachteiligte Länder ab, um klimabedingte Schäden bewältigen zu können.
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Globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken
Der globale Schutzschirm gegen Klimarisiken soll bestehende Lücken in den Risikostrategien besonders verwundbarerer Länder schließen. Mit ihm soll zum Beispiel der Ausbau von Katastrophenhilfe und sozialer Absicherung im Schadensfall, etwa durch Versicherungen, gefördert werden. Zudem soll damit im Katastrophenfall Geld für humanitäre Hilfe bereitgestellt werden. Neben Deutschland beteiligen sich u.a. Frankreich (20 Millionen Euro.). Kanada (7 Millionen Euro) und Dänemark (4,6 Millionen Euro). Von weiteren Staaten werden ebenfalls noch Finanz-Zusagen erwartet. Aus Sicht von Misereor darf es bei der COP 27 aber nicht nur um Anpassung an den Klimawandel und den Ausgleich von klimabedingten Schäden und Verlusten gehen. Priorität muss die Vermeidung von Emissionen haben.
misereor/weltkirche.de