Arbeitspapier für nächste Phase der Weltsynode veröffentlicht
Das Arbeitsdokument für die zweite Phase der Weltsynode fasst auf rund 40-50 Seiten Sorgen und Nöte in katholischen Diözesen weltweit zusammen. Dabei stehen vor allem besseres gegenseitiges Zuhören und Beteiligung aller im Fokus.
Aktualisiert: 27.10.2022
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Hervorgehoben werden Frauen, gesellschaftliche Randgruppen und Minderheiten. Das Ergebnis sei eine „wahre Reflexion“ dessen, was die Bischofskonferenzen eingereicht hätten, sagte der Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich als „Generalrelator“ der Synode bei der Vorstellung des Papiers am Donnerstag.
Die Erfahrung erstmals echter Beteiligung wird als positiv bewertet. Nichtsdestoweniger nennt das Papier eine Vielzahl an Herausforderungen. Diese reichen von Verständnisproblemen und geringen bis keinen Erwartungen an die Synode oder den Veränderungswillen der Kirche, bis hin zu vielen inhaltlichen Fragen.
Als große „offene Wunde“ hält das Papier Missbrauch durch Kleriker fest, vorrangig sexueller Missbrauch insbesondere von Kindern. Nahezu weltweit geht es um die Rolle von Frauen, ihren großen Einsatz und ihre mangelhafte Teilhabe. Ebenfalls thematisiert wird ein distanziertes Verhältnis von Gläubigen und Geistlichen, auch wenn es keine Anti-Priester-Haltung gebe.
Darüber hinaus geht es etwa um die gesellschaftliche Rolle und Verantwortung der Kirche, mit Blick auf Konflikte, den Klimawandel oder Ungleichheiten. Angesprochen werden zudem die Einheit der Christen und der Dialog mit allen Religionen.
„Consultations in dioceses and at national level have shown that the relationship between priests and the faithful is difficult in many places“
Zwölf Tage lang hatten sich rund 50 Fachleute aus aller Welt zu Beratungen in Frascati unweit Rom getroffen, um das Arbeitsdokument zu erstellen. Jeder vorab eingereichte Bericht von Bischofskonferenzen, Orden und anderen sei von je drei Experten gründlich studiert worden.
Neben den Synthesen der 112 von 114 nationalen Bischofskonferenzen, schickten die orientalischen katholischen Kirchen, Ordensgemeinschaften, die Mehrheit der Vatikanbehörden sowie rund 1.000 Privatpersonen und Gruppierungen ihre Anliegen nach Rom.
Arbeitsdokument herunterladen
Das Arbeitsdokument für die kontinentale Phase ist bislang auf Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch verfügbar. Es kann auf der offiziellen Seite zum synodalen Prozess heruntergeladen werden.
Auf Grundlage des Papiers sollen die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen – Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada – bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Texte wiederum fließen in ein zweites Arbeitsdokument der Weltsynode ein, das im Juni nächsten Jahres erscheinen soll. Auf dessen Grundlage berät dann die Weltbischofs-Synode in Rom.
Ursprünglich sollte die Synode abschließend im Herbst 2023 tagen. Jüngst hatte der Papst überraschend erklärt, dass der Prozess um ein Jahr verlängert werde. So wollen die Bischöfe vom 4. bis 29. Oktober 2023 erstmals und im Oktober 2024 erneut über die Ergebnisse des weltweiten Konsultations- und Beratungsprozesses sprechen.
Bätzing: Vatikan-Arbeitsdokument ist Einladung zu Gemeinsamkeit
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sieht das vatikanische Arbeitsdokument als Einladung zu Gemeinsamkeit. Das Papier mache deutlich, dass der katholische Reformdialog Synodaler Weg in Deutschland als Teil einer „synodalen Dynamik“ zu verstehen sei, die die ganze Kirche ergriffen habe, erklärte der Limburger Bischof am Donnerstag in Bonn. „Die Themen, mit denen wir uns in den vier Foren und auf den Synodalversammlungen befassen, werden auch in anderen Teilen der Kirche erörtert.“
Das Arbeitspapier ermögliche einen „wertvollen und beeindruckenden Blick über den eigenen Tellerrand hinaus auf die Themen, Fragen und Perspektiven in anderen Teilen des weltweiten Volkes Gottes“, so Bätzing. Das Dokument könne auch als Ermutigung an die Kirche in Deutschland gelesen werden, noch stärker den Dialog mit anderen Teilkirchen zu suchen. „Es ist eine Einladung, auf dem weltweiten synodalen Weg einander zuzuhören und die weitere Etappe gemeinsam zu gehen.“
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Bätzing erinnerte daran, dass dem Dokument weltweit synodale Prozesse vorausgegangen seien, deren „Erfahrungen, Fragen und Problemanzeigen“ von den Bischofskonferenzen zusammengefasst und nach Rom gesandt worden seien. Bätzing bezeichnete als beeindruckend, dass sich auch Bischofskonferenzen aus Ländern wie Ukraine und Haiti beteiligt hätten.
Bereits nach einem Jahr habe der synodale Prozess eine Dynamik ausgelöst, „die zu einem neuen Verständnis der Würde aller Getauften, zu einer breiteren Mitverantwortung der Gläubigen für die Sendung der Kirche und zu einer deutlicheren Wahrnehmung der Herausforderungen geführt hat, vor denen wir in der weltweiten Kirche stehen.“ Die zentrale Herausforderung einer synodalen Kirche bestehe in einem „Wunsch nach radikaler Inklusion“, die keinen Menschen ausschließe. Zugleich erinnerte Bätzing an die Ausgrenzung von Gruppen wie Armen, Alten oder Indigenen.
In vielen Teilen der Kirche werde eine aktive Rolle von Frauen in Leitungsstrukturen, ihr Predigtdienst und ein Frauendiakonat befürwortet, in einer Reihe von Ortskirchen auch die Priesterweihe. Das Dokument weise ausdrücklich auf die Situation von LGBTQ-Personen und Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften hin, die in der Kirche oftmals Zurückweisung erführen. Ausführlich kämen viele Berichte zu Wort, die „eine neue Kultur“ von „respektvollem Miteinander von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien, aber auch der verschiedenen Gruppen anmahnen“.
KNA