Prozess gegen Ex-Diktator Montt wird neu aufgerollt
Das juristische Tauziehen in Guatemala um die Verantwortung von Ex-Diktator Jose Efraín Ríos Montt (86) für die Gewalttaten während seiner Militärherrschaft (1982–1983) setzt sich fort. Am Mittwoch (Ortszeit) wurde der Fall an ein neues Gericht in Guatemala-Stadt verwiesen. Lokalen Medienberichten zufolge soll im April 2014 ein neues Verfahren eröffnen.
Aktualisiert: 15.11.2022
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Das juristische Tauziehen in Guatemala um die Verantwortung von Ex-Diktator Jose Efraín Ríos Montt (86) für die Gewalttaten während seiner Militärherrschaft (1982–1983) setzt sich fort. Am Mittwoch (Ortszeit) wurde der Fall an ein neues Gericht in Guatemala-Stadt verwiesen. Lokalen Medienberichten zufolge soll im April 2014 ein neues Verfahren eröffnen.
Vor einem Monat war Montt wegen mehrerer Massaker an der indigenen Bevölkerung zur Rechenschaft gezogen und zu einer Haftstrafe von 80 Jahren verurteilt worden. Das Verfassungsgericht annullierte das Urteil jedoch wenig später wegen Formfehlern.
In den vergangenen Tagen sorgte der Dokumentarfilm „How to Nail a Dictator“ (Wie man einen Diktator festnagelt) für Schlagzeilen. Die US-Journalistin Pamela Yates zeigt darin nach Angaben des Nachrichtensenders CNN eine historische Aufnahme, die beweisen soll, wie Ríos Montt zu Mord und Folter an der indigenen Bevölkerung aufgerufen habe. „Wenn du fühlst, dass du nichts verändern kannst, ist es wichtig, dass du dokumentierst, was passiert. Ich wollte nur dokumentieren, was sie gemacht haben und wie sie es mit ihren eigenen Worten gesagt haben“, sagte Yates CNN. Die US-Amerikanerin hatte bereits vor rund 30 Jahren einen Dokumentarfilm über die Lage in Guatemala gedreht.
Rund 200.000 Bürgerkriegstote
Der blutige Konflikt zwischen vier linken Guerillaorganisationen und der Regierung des mittelamerikanischen Landes kostete während des Bürgerkrieges Schätzungen zufolge rund 200.000 Menschen das Leben. Durch einen Militärputsch kam Ríos Montt im März 1982 an die Macht. Nach nur 15 Monaten Amtszeit wurde seine Schreckensherrschaft durch rivalisierende Militärs an der Staatsspitze abgelöst.
Laut einem UN-Bericht machten die Schergen des als „Schlächter der Indios“ bezeichneten Ex-Diktators 448 Dörfer dem Erdboden gleich. Konkret wird Ríos Montt die Verantwortung für ein Massaker an 1.770 Indigenen in der nördlichen Provinz Quiche angelastet. Vor allem die Gewalt gegen die indigenen Bevölkerungsgruppen lenkte die internationale Aufmerksamkeit auf die monatelange Anhörung in Guatemala.
Ríos Montt ist eine der schillerndsten Figuren der politischen Landschaft Guatemalas. Zuvor als Präsidentschaftskandidat eines Mitte-Links-Bündnisses gescheitert, kämpfte er später mit Rückendeckung der USA gegen kommunistische Guerilla-Einheiten. Weil er die Indigenen beschuldigte, die Guerilla-Verbände zu unterstützen, verloren Tausende ihr Leben. Auch als Pastor und Prediger für eine evangelikale Sekte war Ríos Montt aktiv.
Bis vor kurzem genoss Ríos Montt als Abgeordneter in Guatemala parlamentarische Immunität. Nach seiner Abwahl schöpften Opfervereinigungen und Menschenrechtler die Hoffnung, ihn doch noch für die Gräueltaten vor Gericht stellen zu können.