Sorge über Gewalt im Südsudan
Deutsche Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe im Südsudan. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erklärte am Sonntag in Göttingen, rund 65.000 Menschen seien seit Ausbruch der Kämpfe vor einer Woche geflohen. Inzwischen werde in fünf von zehn Bundesstaaten gekämpft.
Aktualisiert: 30.11.2022
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„Diese Kämpfe und der dadurch ausgelöste Abzug aller humanitären Helfer aus dem Ausland werden katastrophale Folgen für die humanitäre Versorgung der Zivilbevölkerung haben“, sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. Wenn die internationale Gemeinschaft nicht schnell zwischen den kämpfenden Parteien vermittle, drohe mehreren zehntausend Flüchtlingen und Binnenflüchtlingen der Hungertod. „Es ist vollkommen unklar, wer nun die humanitäre Versorgung der Flüchtlinge und Binnenflüchtlinge im Südsudan übernehmen kann und wie Hilfsgüter angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage transportiert und verteilt werden können“, warnte Delius.
Das katholische Hilfswerk Missio hatte am Samstag in Aachen mitgeteilt, es bleibe trotz der anhaltenden Kämpfe verfeindeter Milizen und Ethnien im Südsudan präsent. Mehrere deutsche Angehörige des katholischen Comboniordens würden vor Ort verweilen und nicht ausgeflogen. Die Partner in der Hauptstadt Juba rechneten allerdings mit einer Eskalation der Gewalt in den kommenden Tagen.
Missio bleibt mit Ordensleuten im Südsudan
Westliche Länder wie Deutschland, die USA oder Großbritannien fliegen derzeit ihre Bürger aus dem Land aus. Die deutschen Ordensleute wollten aber bei den Menschen im Südsudan bleiben, in dem rund 60 Prozent der Bevölkerung katholisch sind, heißt es in der Mitteilung. Die Lage sei angespannt und gewalttätig, wird berichtet. So seien auf der Baustelle des Priesterseminars acht Tote über den Zaun geworfen worden. Die ausländischen Bauarbeiter seien bereits in Richtung Kenia und Uganda geflohen.
Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtete der Comboni-Missionar Antonio Ferreira, der seit vier Jahren in Juba lebt, von der täglich wachsenden Angst vor einem Bürgerkrieg. „Die Bevölkerung hier hat schon einen Krieg miterlebt. Die Erinnerung daran ist noch sehr frisch: Hauptsache, fliehen vor den Schüssen, irgendwie überleben. Die meisten Leute erleben das sehr eindringlich, das lässt sich kaum beschreiben. Sie wollen nicht inmitten dieses Konflikts gefangen sein“, so der Comboni-Missionar. Sehr viele Menschen hätten deshalb schon die Stadt verlassen, sobald es einen Moment der Ruhe gebe.
Angst vor ethnischem Konflikt
Ferreira warnte zudem davor, dass sich die gewaltsamen Ausschreitungen zwischen den Anhängern des südsudanesischen Präsidenten Salva Kiir und den Anhängern seines ehemaligen Stellvertreters Riek Machar zu einer ethnischen Auseinandersetzung ausweiten könnten. Kiir gehöre zur Ethnie der Dinka, Machar hingegen zur Ethnie der Nuer. Vertreter christlicher Kirchen im Südsudan hätten in einem gemeinsamen Brief verurteilt, dass die Ethnien für politische Ziele instrumentalisiert würden, berichtete der Comboni-Missionar.
Das Netzwerk Afrika Deutschland teilte am vergangenen Freitag mit, Präsident Kiir habe die Kirchen um Vermittlung im Konflikt gebeten. (lek mit KNA/Radio Vatikan)