
UN-Entwicklungsziele wecken Hoffnungen
Entwicklungsagenda ‐ Es ist das wohl ehrgeizigste Projekt der Weltgemeinschaft: Am Freitagabend haben die Vereinten Nationen in New York die Nachhaltigkeitsziele verabschiedet. Verbände und Kirchenvertreter setzen große Hoffnungen in das ambitionierte Programm.
Aktualisiert: 28.09.2015
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Die von der Vollversammlung der Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten nachhaltigen Entwicklungsziele wecken Hoffnungen bei Politikern, Kirchenvertretern und Verbänden. Zugleich wurde auf eine Durchsetzung dieser Vorhaben gedrungen. Mit der am Freitag in New York verabschiedeten „Agenda 2030“ sollen - wie bei den auslaufenden Millenniumsentwicklungszielen - Armut, Hunger und Krankheit überwunden sowie bessere Bildungschancen und eine Gleichstellung von Mann und Frau geschaffen werden.
Die Deutsche Bischofskonferenz wertete die Agenda als einen möglichen „Meilenstein auf dem Weg nachhaltiger Entwicklung überall auf der Welt“. Damit begebe sich die Staatengemeinschaft „auf den Weg, wirtschaftliches Wachstum, Menschenrechte, soziale Sicherheit und ökologische Verantwortung stärker zu verzahnen“, erklärte der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Ludwig Schick.
Dem Programm liege die Idee ganzheitlicher Entwicklung zugrunde, wie sie die Kirche seit Jahrzehnten fordere, so Schick. Auch Papst Franziskus, der am Freitag vor den Vereinten Nationen in New York gesprochen hat, habe diesen Gedanken in seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ eindrücklich entfaltet.

Schick betonte: „Die Industrieländer müssen ebenfalls eine Politik entwerfen, die dem Maßstab nachhaltiger Entwicklung genügt.“ Auch Deutschland sei hier gefordert. Schick erwartet von der Bundesregierung, dass der Aufwärtstrend bei den Finanzmitteln für die Entwicklungszusammenarbeit anhalte. „Nachhaltige Entwicklung ist nicht zum Null-Tarif zu haben.“ Programme und Konzepte der Vereinten Nationen könnten nur dann erfolgreich sein, wenn auch die Finanzierung gesichert werde.
Merkel drängt auf zügige Umsetzung
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte eine zügige Umsetzung der Entwicklungsziele: „Für mich wäre es wunderbar, wenn man innerhalb der nächsten 15 Jahre wirklich vor allem die absolute Armut ausrotten könnte.“ Ausdrücklich rief Merkel die Industrieländer zu einem stärkeren Einsatz beim Kampf gegen Armut und Klimawandel auf.
Bischof Stephan Ackermann, Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax, sprach von „ehrgeizigen Zielen“. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, nannte das Programm „durchaus ambitioniert“.
Misereor: „Weit mehr als nur der kleinste gemeinsame Nenner“
Nach den Worten des bischöflichen Hilfswerks Misereor ist die Verabschiedung der Ziele „ein bemerkenswertes Zeichen und weit mehr als nur der kleinste gemeinsame Nenner“. Und weiter: „Natürlich wird jetzt kein Automatismus in Richtung einer besseren Welt eintreten. Die Widersprüche und Spannungen zwischen den verschiedenen Interessen bleiben ja zunächst einmal bestehen.“ Es liege aber nun ein gutes Instrument vor, „das wir und unsere Partner nutzen können, auch um die Regierungen weltweit in die Pflicht zu nehmen“.
Die Direktorin des Deutschen Instituts für Menschenrechte, Beate Rudolf, erklärte am Sonntag: „Das grundlegend Neue an den Nachhaltigkeitszielen ist, dass sie, wie die Menschenrechte, für alle UN-Mitgliedstaaten gleichermaßen gelten, damit also auch für Deutschland. Ihre Umsetzung muss sich daher auch an den bestehenden menschenrechtlichen Verpflichtungen Deutschlands orientieren.“
Der entwicklungspolitische Dachverband Venro forderte, die Umsetzung der Ziele zügig auf den Weg zu bringen. „795 Millionen Menschen leiden akut an Hunger, 1,3 Milliarden Menschen leben in extremer Armut, 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht, und die Folgen des Klimawandels sind immer mehr zu spüren. Es ist Zeit zu handeln“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Bernd Bornhorst. „Die 2030-Agenda bietet neue Chancen für eine zukunftsfähige Welt, und wir sollten diese Chancen nutzen.“ (lek/KNA)
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