Die Helfer nicht vergessen
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Die Helfer nicht vergessen

Tschernobyl-Katastrophe ‐ Zum 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl ruft Renovabis zum Gedenken an die Opfer der Tragödie auf. Das Osteuropa-Hilfswerk erinnert insbesondere an den selbstlosen Einsatz von hunderttausenden Rettungshelfern, den sogenannten Liquidatoren, die nicht nur einen großen Teil der Ukraine, sondern auch ganz Europa vor einem noch größeren Unheil bewahrt haben.

Erstellt: 26.04.2016
Aktualisiert: 26.04.2016
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Zum 30. Jahrestag der Atomkatastrophe von Tschernobyl ruft Renovabis zum Gedenken an die Opfer der Tragödie vom 26. April 1986 in der Ukraine auf. Das Osteuropa-Hilfswerk erinnert insbesondere an den selbstlosen Einsatz von hunderttausenden Rettungshelfern, den sogenannten Liquidatoren, die unter Lebensgefahr den Reaktorbrand löschten und einen „Sarkophag“ genannten Schutzmantel um den zerstörten Reaktor errichteten.

Auch der ukrainische griechisch-katholische Kurienbischof Bohdan Dzyurakh rief in der vergangenen Woche zur Solidarität mit den Liquidatoren auf. „Ich bin davon überzeugt, dass wir heute mit jenen Menschen noch mehr solidarisch sein müssen, die damals als Liquidatoren in den ersten Reihen standen und mit allen, die an den Folgen dieser Katastrophe bis heute zu leiden haben“, so der Kurienbischof.

Im von Papst Franziskus ausgerufenen Jahr der Barmherzigkeit müssten die Kirche und zivilgesellschaftliche Organisationen zur Stimme der Opfer werden, die sich 30 Jahre nach der Atomkatastrophe vergessen und verlassen fühlten. Die Liquidatoren hätten nicht nur einen großen Teil der Ukraine, sondern zweifellos auch ganz Europa vor einem größeren Unheil beschützt, sagte Dzyurakh. „All ihnen gebührt unsere tiefe Dankbarkeit und Hochschätzung.“

Erinnerungsarbeit stärken

Renovabis hob das Engagement der römisch-katholischen und der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine hervor, die sich für die von der Reaktorkatastrophe Betroffenen stark machten. Beide Kirchen seien mit ihren Caritas-Organisationen Partner von Renovabis. So konnten viele Menschen mit Behinderung und viele Krebskranke – darunter zahlreiche Kinder – besser gesundheitlich versorgt und betreut werden, als dies in staatlichen Krankenhäusern und „Invalidenheimen“ möglich gewesen sei, erklärte das katholische Osteuropa-Hilfswerk.

Laut Angaben der Caritas leiden besonders Kinder unter den Spätfolgen der Atomkatastrophe. „Viele von ihnen erkranken an Schilddrüsenkrebs“, betonte der Generalsekretär der österreichischen Caritas-Auslandshilfe, Christoph Schweifer, in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung. Vor allem arme Familien könnten sich die nötige Therapie und Betreuung oft nicht leisten.

Als wichtigen Partner bei der Erinnerungsarbeit würdigte Renovabis die „Geschichtswerkstatt Tschernobyl“, die 2012 vom Deutsch-Ukrainischen Netzwerk (DUN), dem Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB) und dem Kharkiver Tschernobyl-Verband gegründet worden ist. Mit einer Wanderausstellung in den meisten ukrainischen Großstädten rückt sie die Erinnerung an die Katastrophe von Tschernobyl wieder ins Bewusstsein. Zudem bietet die Werkstatt den Liquidatoren der Reaktorkatastrophe unterschiedliche Formen der Hilfe zur Selbsthilfe an.

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Papst Franziskus erinnert an Unglück von Tschernobyl

Auch Papst Franziskus erinnerte in der vergangenen Woche an das Unglück von Tschernobyl. Am 20. April nahmen mehr als 20 Liquidatoren an einer Generalaudienz in Rom teil. Dabei richtete Papst Franziskus einen besonderen Gruß an sie: „Wir erneuern unsere Gebete für die Opfer dieses Unglücks und drücken den Helfern unsere Anerkennung aus und allen Initiativen, die versucht haben, die Leiden und die Schäden zu lindern.“

„Wir sind froh und dankbar, dass Papst Franziskus den Blick der Welt auf die Katastrophe von Tschernobyl und auf die vielen bis heute Betroffenen gelenkt hat, denn diese Katastrophe ist auch 30 Jahre später noch lange nicht vorbei“, sagte der Vorsitzende des Liquidatorenverbandes Charkiw (Ukraine), Anatolij Gubarev, nach der Audienz. „Viele Generationen nach uns werden sich noch mit den Folgen dieser Tragödie beschäftigen müssen.“

Das katholische Medienhaus Sankt Michaelsbund im München erinnert mit einem medialen Kunst- und Nachdenkprojekt auf Twitter an das Ereignis vor 30 Jahren. Seit sechs Uhr morgens werden auf dem Twitter-Kanal der Münchner Kirchennachrichten zwölf Stunden lang entsprechende Tweets gesendet.

Am 26. April 1986 richtete die Explosion in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe Kiew verheerende Schäden an. Wie viele Menschen an den Folgen starben, ist umstritten. Angaben reichen von einigen Dutzend bis zu mehreren zehntausend. (lek/Renovabis/KNA)

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