Nothilfe darf nicht zum Normalzustand werden
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Nothilfe darf nicht zum Normalzustand werden

Humanitäre Hilfe ‐ Zum heutigen Welttag der humanitären Hilfe weisen Hilfsorganisationen auf einen ungebremsten Bedarf an humanitärer Hilfe hin. In einigen Teilen der Welt sei diese zum Normalzustand geworden, warnen die Experten.

Erstellt: 19.08.2016
Aktualisiert: 28.07.2022
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Zum heutigen Welttag der humanitären Hilfe wies Malteser International auf einen „ungebremsten Bedarf an humanitärer Hilfe hin“. Die Bekämpfung der Ursachen von Krisen und Konflikten dürften nicht vergessen werden, mahnte die Hilfsorganisation in der vergangenen Woche in Köln.

Humanitäre Hilfe ist derzeit auf einem Rekordniveau, aus ihrer ursprünglichen Notfunktion ist in einigen Teilen der Welt allerdings ein Normalzustand geworden“, betonte der stellvertretende Generalsekretär Sid Johann Peruvemba. Sie drohe, „endlos“ zu werden, wenn nichts gegen die Ursachen getan werde.

„Denn die humanitäre Hilfe lindert nicht nur Leid, sondern im allerschlimmsten Fall auch den notwendigen politischen Handlungsdruck“, so Peruvemba. Nach dem Motto: „Wenn politisch gar nichts mehr geht, geht ja immer noch humanitäre Hilfe.“

Malteser: gute Entwicklungspolitik ist nötig

Malteser International erklärte weiter, dass Konflikte ihren Ursprung meist in sozialen Ungerechtigkeiten und „schlechter Regierungsführung von korrupten und machthungrigen Eliten“ hätten. Nötig seien sowohl humanitäre Hilfe, um die größte Not zu lindern, als auch eine gute Entwicklungspolitik, „die soziale Ungerechtigkeit beseitigt und gute Regierungsführung fördert“.

Eine Stärkung der Zivilgesellschaft und Akteure vor Ort ist nach den Worten von Peruvemba notwendig. Darüber hinaus müssten Hilfen „konfliktsensibel“ gestaltet sein, „damit mögliche negative Wirkungen der Hilfe gelindert werden“.

Caritas international: „Aus Fehlern und Erfolgen lernen“

Caritas international mahnte zum internationalen Gedenktag eine verbesserte Lernkultur in der humanitären Hilfe an. In den vergangenen zwanzig Jahren sei zwar eine Vielzahl von Grundsatzerklärungen und guten Qualitätsstandards veröffentlicht worden. „In der Praxis müssen wir jedoch noch öfter als bisher prüfen, welche der angestrebten Ziele wir tatsächlich erreichen und wo etwas aus welchen Gründen schief läuft“, sagte Volker Gerdesmeier, Leiter Qualitätsmanagement bei Caritas international, am Donnerstag in Freiburg.

Bei der Umsetzung und Evaluation der Hilfsmaßnahmen sei es wichtig, die Empfänger der Hilfe stets mit einzubeziehen. „Ihre Beteiligung in allen Phasen der Hilfe, das zeigen unsere Evaluationen, erhöht nicht nur die Zufriedenheit mit den Ergebnissen der Hilfe, sondern verbessert auch die Qualität der Projekte“, berichtete Gerdesmeier.

Nach eigenen Angaben lässt das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes jedes Jahr zehn Prozent der Hilfsprojekte über 100.000 Euro von Gutachtern prüfen und von den Hilfsempfängern bewerten.

Wie das Internationale Kinderhilfswerks terre des hommes zum Welttag der humanitären Hilfe mitteilte, sind derzeit weltweit 130 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. 80 Prozent des Bedarfs an Unterstützung seien auf Kriege und bewaffnete Konflikte zurückzuführen. (lek/KNA)

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Hilfsorganisationen befürchten in Aleppo das Schlimmste

Zum Welttag der humanitären Hilfe haben Hilfsorganisationen ihre Appelle wegen der dramatischen Lage in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo erneuert. Es brauche einen Waffenstillstand von mindestens 48 Stunden, erklärten Vertreter verschiedener Organisationen. Die Lage verschlechtere sich stündlich, so die SOS-Kinderdörfer am Donnerstag in München. Die Kämpfe dauerten an, Nahrung und Wasser würden knapp, Strom falle ständig aus. „Kinder und ihre Familien brauchen dringend Hilfe“, betonte der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit, Louay Yassin. Das Internationale katholische Missionswerk Missio in Aachen bat um Spenden für die Menschen in der umkämpften Stadt. Wie das Hilfswerk am Donnerstag mitteilte, habe sich der Erzbischof von Aleppo mit der Bitte um Unterstützung an Missio gewandt. Mit zunächst 100.000 Euro werde das Hilfswerk 750 notleidende Familien in Aleppo unterstützen. Die Diakonie Katastrophenhilfe forderte eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen in Aleppo und ganz Syrien. „Europa muss mehr tun, um die Menschen dort menschenwürdig zu versorgen“, mahnte Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel in Berlin. Die Befriedung des Konflikts müsse „die oberste Priorität der internationalen Staatengemeinschaft sein“. (KNA)