Katastrophenhilfe in Partnerschaft
Not- und Katastrophenhilfe

Katastrophenhilfe in Partnerschaft

Viele kirchliche Hilfswerke arbeiten nach dem Partnerprinzip, das auf Experten und Expertinnen vor Ort setzt.

Erstellt: 12.02.2018
Aktualisiert: 29.06.2023
Lesedauer: 

Kriege, Erdbeben, Überschwemmungen, Dürren, Wirbelstürme – die Ursachen von Katastrophen sind vielfältig. Ihre Auswirkungen sind daher sehr verschieden. Viele vor allem kirchliche Hilfswerke wie Caritas international oder Diakonie Katastrophenhilfe arbeiten daher nach dem Partnerprinzip, das weniger auf ausländische Experten als vielmehr auf Experten vor Ort setzt.

Auf den ersten Blick scheinen die Bedürfnisse der Betroffenen von Katastrophen sehr ähnlich zu sein, unabhängig davon, ob ein schweres Erdbeben ihr Land zerstört hat wie in Nepal 2015, ob sie durch großflächige Überschwemmungen zur Flucht gezwungen wurden wie im vergangenen Jahr in Südostasien oder ob lange Dürren ihnen die Lebensgrundlagen entzogen haben wie immer wieder in Ostafrika. Es geht nach solchen Katastrophen stets darum, schnell und unbürokratisch mit Wasser, Lebensmitteln, Medikamenten, Hygieneartikeln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs zu helfen.

Mit Ortskenntnis und Vertrauen

Doch eine genauere Analyse macht schnell deutlich, dass die Hilfe für jede Situation und für alle Betroffenen angepasst werden muss. Wer braucht besondere Unterstützung – Kinder, alte und Menschen mit Behinderung, Flüchtlinge? Müssen die Menschen ihre Häuser verlassen und in Notunterkünften untergebracht werden? Konzentriert sich die Hilfe folglich auf solche Camps oder wird sie dezentral geleistet? Welche Gefahren gilt es zu berücksichtigen? Drohen Seuchen, Nachbeben oder Konflikte? Solche Fragen gilt es zu klären, wenn die Hilfe erfolgreich sein soll.

Bild: © Caritas Venezuela

Das Partnerprinzip ist dabei effizient und nachhaltig, weil die Hilfe näher an den betroffenen Menschen ist als etwa bei Methoden, die auf internationale Experten setzten. Die Partner im Land kennen die örtlichen Gegebenheiten, sie sind verwurzelt mit ihrer Heimat und genießen das Vertrauen der Menschen. Sie folgen dem Prinzip, wirksame Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Denn darum geht es immer: Hilfsbedürftige in die Lage bringen, sich aus eigener Kraft eine Zukunft zu schaffen. Ohne die Zusammenarbeit mit den Partnern vor Ort wäre dieses Ziel kaum zu erreichen.

Deutsche Mitarbeiter von Caritas international gehen als Berater nur dann vor Ort, wenn die lokale Caritas Unterstützung benötigt. Um sicher zu stellen, dass die Grundsätze und Leitlinien der Caritas im Mittelpunkt der Arbeit stehen, kooperiert Caritas international vor allem mit den Fachkräften der internationalen Caritas. Das weltweite Netz der Caritas wird von Caritas Internationalis in Rom koordiniert. Nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010 beispielsweise waren Caritasverbände aus insgesamt 60 Ländern an den Hilfsaktionen beteiligt.

„Die konkrete Hilfe für Menschen in Not ist Aufgabe und Verpflichtung eines jeden Christen, und sie ist zugleich Grundauftrag der Kirche.“

—  Zitat: Grundsatz des Katholischen Arbeitskreis Not- und Katastrophenhilfe (KANK)

Abstimmung im Arbeitskreis

Partnerschaft ist auch in der Zusammenarbeit zwischen den Hilfswerken von großer Bedeutung. Innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland stimmen sich die Hilfswerke im „Katholischen Arbeitskreis Not- und Katastrophenhilfe (KANK)“ ab. Die Federführung hat die Deutsche Bischofskonferenz dabei bereits 1967 an den Deutschen Caritasverband beziehungsweise sein Hilfswerk Caritas international übertragen.

Das Partnerprinzip von Caritas international und der katholischen Hilfswerke insgesamt bildet in der Not- und Katastrophenhilfe also auf allen Ebenen die Basis der Arbeit. Das Prinzip ist Ausdruck des Grundsatzes, auf den sich alle im KANK zusammengeschlossenen Hilfswerke verständigt haben: „Die konkrete Hilfe für Menschen in Not ist Aufgabe und Verpflichtung eines jeden Christen, und sie ist zugleich Grundauftrag der Kirche. Dieser von Jesus Christus selbst gegebene Auftrag zum diakonischen Handeln verpflichtet in der modernen Welt zur weltweiten Solidarität mit Notleidenden und insbesondere auch mit den Opfern von Notlagen und Katastrophen.“

Stand: Februar 2018

Von Dr. Oliver Müller, Caritas International

Zum Autor

Dr. Oliver Müller ist promovierter Theologe und Politikwissenschaftler. Seit 2006 leitet er Caritas international, das Not- und Katastrophenhilfswerk des Deutschen Caritasverbandes mit Sitz in Freiburg

Broschüre zu Prinzipien humanitärer Hilfe

Caritas Europa, ein aus 49 Caritas-Organisationen auf dem europäischen Kontinent bestehendes Netzwerk, leistet mit der Broschüre „Den Widerspruch zwischen Politik und Praxis überwinden“ einen nützlichen Beitrag zur Debatte über humanitäre Grundsätze.