Früherer Misereor-Chef und Weihbischof Leo Schwarz gestorben
Hilfswerke ‐ Er war Chef des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, Kontaktmann zwischen Bischöfen und Laien, und er leitete zahlreiche kirchliche Gremien. Am Montag ist der frühere Trierer Weihbischof Leo Schwarz im Alter von 87 Jahren in Trier gestorben.
Aktualisiert: 26.11.2018
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Er war Chef des Bischöflichen Hilfswerks Misereor, Kontaktmann zwischen Bischöfen und Laien, und er leitete zahlreiche kirchliche Gremien. Am Montag ist der frühere Trierer Weihbischof Leo Schwarz im Alter von 87 Jahren in Trier gestorben.
Trotz aller Ämter und Funktionen behielt Leo Schwarz seinen den Menschen zugewandten Blick. Das lag sicher auch daran, dass der 1931 in Braunweiler im Kreis Bad Kreuznach geborene Mann bereits zwei Jahre nach seiner Priesterweihe nach Bolivien zog und fast ein Jahrzehnt im Partnerland seines Heimatbistums blieb.
Dort, im bitterarmen Hochland des Erzbistums Sucre, war die Not der Menschen überall spür- und sichtbar. Unterstützt durch Spenden aus seiner Heimat setzte sich Schwarz für den Bau von Schulen, Waisenhäusern und Kliniken ein. Als Dorfpriester kümmerte er sich um Leprakranke. Und Schwarz beerdigte Menschen, die nur in ein Tuch eingewickelt waren, weil das Geld für den Sarg fehlte. Bei alledem nahm er wahr, wie die Campesinos auch in einfachsten Verhältnissen ihre Würde bewahrten. Er war sich sicher: „Arme und Verlassene – das sind die Schätze der Kirche.“
Schwarz streifte auch ein Kapitel südamerikanischer Geschichte, als er es mit der Guerilla des Che Guevara zu tun bekam, die das Dorf überfallen wollte, in dem Schwarz arbeitete. Der Priester ging in den Dschungel und verhandelte mit dem Commandante – das Dorf wurde verschont.
Als Mensch ohne jede Eitelkeit und Allüren berichtete Leo Schwarz darüber auch Jahrzehnte später nur spröde und ungern. Es schien ihm geradezu lästig, auf seine Begegnung mit dem als Ikone verklärten Revolutionär angesprochen zu werden. Hätten Dritte es nicht ausgeplaudert, die Geschichte wäre nie bekannt geworden.
1970 kehrte Schwarz als Pfarrer ins Bistum Trier zurück, doch die Gemeindearbeit blieb ein Zwischenspiel: Vier Jahre später wechselte er zu Misereor nach Aachen. Erst als Stellvertreter, dann als Hauptgeschäftsführer des katholischen Entwicklungshilfswerks.
1982 ernannte Papst Johannes Paul II. Schwarz zum Weihbischof in Trier. Doch auch wenn er in Gottesdiensten den Bischofsstab in der Hand hielt und eine Mitra trug, Schwarz blieb im besten Sinne des Wortes ein einfacher Seelsorger. Als Weihbischof, so sagte er später, habe er hohes Ansehen genossen, sei aber in eine Rolle hineingestellt worden: „Ein Stück Formalität eben.“
Weil er in der neuen Rolle nach eigenem Empfinden zu viel verdiente, spendete der radikal bescheidene Priester das meiste davon. Auch daraus machte der schlanke und hochgewachsene Schwarz keinen öffentlichen Akt. Nicht wehren wollte und konnte er sich aber gegen die Aufgaben, die auf ihn zukamen.
Er wurde Chef der Deutschen Kommission „Justitia et Pax“ (Frieden und Gerechtigkeit) und der europäischen „Justitia et Pax“-Konferenz, leitete die Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz, stand dem Aktionsausschuss des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis vor und war Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Und so weiter ...
In all diesen Funktionen stand Schwarz für Klarheit und Entschiedenheit. Er bewirkte viel, weil es ihm immer um die Sache ging, wie Weggefährten betonen. Nicht zuletzt wegen seiner tiefen Frömmigkeit entzog sich der Bischof, dem dieses Amt persönlich nie etwas bedeutet hat, einer politischen oder kirchlichen Links-Rechts-Klassifizierung.
Irgendwann war dann alles für ihn auch gut. Entgegen dem üblichen Protokoll schaffte Schwarz es, sich vor dem 75. Geburtstag als Bischof von Rom entpflichten zu lassen. Er ging zurück nach Bolivien und arbeitete nahe den Grenzen zu Argentinien und Chile im Bistum Tarija. Dort, wo „sowieso keiner weiß, was ein Weihbischof ist“.
Kein Strom, dafür aber der direkte Draht zu Menschen. „In Bolivien ist die Nähe zu den Menschen eine ganz andere.“ Schwarz war gespannt auf Leute, „die Lust daran haben, jemanden kennen zu lernen, der ihre Sehnsucht nach Gott teilt“. Er habe gelernt, „dass wir mehr beschenkt werden von den Armen, als wir als Reiche den Armen helfen“.
Aus gesundheitlichen Gründen kehrte er immer wieder nach Trier zurück. Mit leichter Selbstironie bezeichnete er sich deshalb einmal „als Pendler zwischen den Welten“. 2017 zwangen ihn Krankheiten endgültig, seinen Lebensmittelpunkt wieder an die Mosel zu verlegen. Jetzt hat er seine letzte Reise angetreten.