Erzbischof Schick zur Rolle der Kirche beim Umweltschutz
Ein „Anwalt der Schöpfung“ soll die Kirche nach dem Willen des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick sein. Das forderte der Oberhirte jetzt bei einer Diskussion zum Thema Umweltschutz. Dabei warnte er vor einem „Fetisch“.
Aktualisiert: 05.10.2022
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Ein „Anwalt der Schöpfung“ soll die Kirche nach dem Willen des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick sein. Das forderte der Oberhirte jetzt bei einer Diskussion zum Thema Umweltschutz. Dabei warnte er vor einem „Fetisch“.
Klimawandel, Konsumwahn, Ressourcenverschwendung – die Umwelt ist in einer Krise. Wie kann dennoch der Umbau zu einer sozial und ökologisch gerechten Welt gelingen? Fragen wie diese haben sich nun der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick und Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, gestellt. Sie sprachen am Freitagabend in Nürnberg bei einer von der Jesuitenmission und der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus veranstalteten Podiumsdiskussion miteinander. Ihr Fazit: „Weniger ist das neue Mehr.“
Schneidewind sieht besonders die Kirche „als moralische Autorität“ in der Pflicht. „Wir brauchen die Diskussion über den Klimawandel mit der Kirche, denn die Wissenschaft hat versagt“, sagte er. Die Kirche könne „Brückenbauer, Mahner, Mittler, Motor“ sein in der „tiefen moralischen Revolution“, die sich vollziehe. Jedem Menschen komme dieselbe Würde zu: „Wir haben die wirtschaftlichen und technischen Möglichkeiten, jedem diese zuzuschreiben.“ Im Kern gehe es beim Klimawandel nicht um Naturwissenschaft und Technik, sondern darum, „wie wir als Menschen miteinander umgehen“.
In reichen Industriestaaten müsse eigentlich „Demut und Dankbarkeit herrschen, dass wir an dieser Welt teilhaben dürfen. Wir leben in einer privilegierten Situation“, ergänzte der Professor. Es solle niemand „verzweifeln über die Komplexität der Welt, um 'Zukunftskünstler' zu werden“, fügte Schneidewind hinzu. Stattdessen solle man sich Fragen wie diese stellen: „Wo kann ich selbst wirksam sein, etwa mit einer Ernährungswende hin zu saisonalen, regionalen Produkten?“ Um Lebens- und Wirtschaftsweisen zu ändern, brauche es „Mut zu experimentieren“.
Erzbischof Schick schrieb der Kirche eine dreifache Funktion im Blick auf den Klimawandel zu: Die Kirche müsse „Aktivist sein für die Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung“. Ferner müsse sie ein „Anwalt der Schöpfung sein und nicht nur die Naturkatastrophen anführen, sondern auch die Schönheit und Vielfalt der Natur“. Außerdem müsse sie „Lobbyist für die Schöpfung sein, bei der Wirtschaft für einen fairen Handel eintreten und sich mit Parteien treffen, damit sie das Thema in ihre politischen Entscheidungen einbringen“.
Der Erzbischof sagte, er befürchte, dass sich nichts ändern werde, wenn das „Wirtschaftswachstum zum Fetisch wird“. Er sagte: „Wir kommen um an unserer eigenen Gier.“ Es brauche vielmehr ein „Wachstum an Verzicht und an der Schonung der Ressourcen und einen Verzicht auf ein übertriebenes Konsumieren“. Schick warb dafür, besonders die Jugend dafür zu sensibilisieren und das Bewusstsein zu schärfen, dass die Anwaltschaft der Kirche für die Schöpfung international sei.
Der Bamberger Oberhirte brachte einige Beispiele für umweltgerechte Maßnahmen in seinem Erzbistum. So habe eine „Klimaoffensive“ für energetische Umbaumaßnahmen von kirchlichen Gebäuden gesorgt. Ferner würden bei Abschlüssen von Pachtverträgen für landwirtschaftliche Grundstücke des Erzbistums und der Kirchenstiftungen Pächter bevorzugt, die die Flächen nach den Kriterien des ökologischen Landbaus bewirtschafteten. In den Kirchengemeinden seien zudem „Umweltauditoren“ ausgebildet worden. Und in den kirchlichen Bildungshäusern und Dienststellen werde beim Essen auf ökologische, saisonale und fair gehandelte Ware geachtet.