
Pläne der Jesuiten für Berufsschule im Kosovo beerdigt
Ordensgemeinschaften ‐ Nach dem Rückzug der Jesuiten aus ihrer Pilotschule im Kosovo hat der Trägerverein erste Fakten geschaffen. Die vom bisherigen Direktor Pater Axel Bödefeld vorangetriebene Berufsschule in Prizren werde mangels Erfolgsaussichten „nicht weiterverfolgt“.
Aktualisiert: 16.04.2019
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Nach dem Rückzug der Jesuiten aus ihrer Pilotschule im Kosovo hat der Trägerverein erste Fakten geschaffen. Die vom bisherigen Direktor Pater Axel Bödefeld vorangetriebene Berufsschule in Prizren werde mangels Erfolgsaussichten „nicht weiterverfolgt“, teilte der neue Allgemeine Direktor und Vorstandsvorsitzende der Asociation „Loyola-Gymnasium“ (ALG), Fadil Hamzaj, am Montag in Prizren mit.
Am vergangenen Freitag hatte der aus 14 Organisationen bestehende ALG-Trägerverein Bödefeld das Vertrauen entzogen und mit sofortiger Wirkung entlassen. Daraufhin erklärten die Jesuitenprovinzen aus Deutschland, Österreich und Kroatien ihren Rückzug.
Hamzaj ist Inhaber eines Übersetzungs- und Reisebüros. Er hat Kinder auf der Schule und gehört dem Elternbeirat an. Nach seiner Darstellung hat Bödefeld das Berufsschulprojekt „ohne Absprache mit und Gutheißung durch die ALG“ und gegen ausdrücklichen Rat kompetenter Mitglieder des Trägervereins betrieben.
Der deutsche Jesuitenprovinzial Pater Johannes Siebner erklärte dazu auf Anfrage, einen formellen Beschluss habe es tatsächlich nicht gegeben. Bödefeld habe seine Pläne aber zu jedem Zeitpunkt offengelegt und keine Auskünfte verweigert. Das Aus für dieses „wegweisende Projekt“ sei mit Blick auf die Loyola-Schule und den Kosovo „außerordentlich bedauerlich“.
Der deutsche Botschafter im Kosovo, Christian Heldt, bezeichnete die Berufsschule vergangene Woche noch als „Meilenstein“. Der Ministerpräsident der Republik Kosovo habe einen Investitionszuschuss angewiesen und die Übernahme eines Betriebskostenanteils zugesichert. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sei eingebunden gewesen. Mit dem Gelände der ehemaligen deutschen KFOR-Truppen habe es schon einen Standort in Prizren gegeben. Auch das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis war nach eigenen Angaben zu einer Beteiligung bereit.
Nach Auskunft der neuen Verantwortlichen in Prizren sollen Gymnasium, Grundschule und die Bildungsarbeit für benachteiligte junge Angehörige von Minderheiten „selbstverständlich weitergeführt“ werden.
Der bis 2015 amtierende Gründungsdirektor des ALG, der Jesuit Walter Happel, zeigte sich auf Anfrage in Oelde betrübt über die Entwicklung. Zugleich äußerte er die Hoffnung, dass die Ausstiegsentscheidung seines Ordens nicht endgültig sei. Im Gegensatz zu seinen Oberen vermutet er keinen Richtungsstreit, sondern persönliche Differenzen hinter dem Konflikt. Die Skepsis gegenüber dem von seinem Nachfolger initiierten Berufsschulprojekt sei berechtigt.
Renovabis-Geschäftsführer Burkhard Haneke sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Jesuiten seien für seine Organisation nicht nur in Prizren „ein verlässlicher Partner“ gewesen. Insgesamt habe Renovabis in das dortige Bildungszentrum mehr als sechs Millionen Euro gelenkt. Die Gelder unterlägen einer mehrjährigen Zweckbindung. Sollte die neue Linie im Trägerverein darin bestehen, junge Kosovaren vor allem für den deutschen Arbeitsmarkt auszubilden, entspräche das nicht der Philosophie von Renovabis. Dies müsse im Kontakt mit den Verantwortlichen nun geprüft werden.
Laut Hamzaj will das Loyola-Gymnasium in Prizren den Schüleraustausch mit Deutschland und die Ausbildungsinitiative stärken. Diese wird von namhaften Firmen wie den Asklepios-Kliniken, ThyssenKrupp und Fielmann unterstützt. Dem Vernehmen nach gingen zuletzt bis zu 30 Absolventen eines ALG-Jahrgangs zum Studium oder einer Ausbildung nach Deutschland.
© KNA