
Aufruf an ELN-Guerilla zu Friedensgesprächen in Kolumbien
Friedensarbeit ‐ Eine Gruppe von 147 Politikern, Akademikern, Intellektuellen und sozialen Organisationen in Kolumbien haben in einem Brief an die marxistische ELN-Guerilla appelliert, die Bedingungen der Regierung für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu erfüllen.
Aktualisiert: 13.11.2019
Lesedauer:
Eine Gruppe von 147 Politikern, Akademikern, Intellektuellen und sozialen Organisationen in Kolumbien haben laut einem Bericht der Tageszeitung „El Tiempo“ in einem Brief an die marxistische ELN-Guerilla appelliert, die Bedingungen der Regierung für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche zu erfüllen. Unter anderem verlangt die Regierung die Einstellung aller kriminellen Aktivitäten sowie die Freilassung aller Geiseln durch die ELN.
Die Regierung von Präsident Ivan Duque hatte nach einem verheerenden Bombenanschlag der ELN zu Jahresbeginn auf eine Polizeischule in Bogota, bei der mehr als 20 Menschen getötet wurden, die Friedensgespräche in Kuba auf Eis gelegt. Zugleich forderte Duque die kubanische Regierung auf, die für das Attentat verantwortlichen ELN-Kommandanten auszuliefern. Bislang weigerte sich Havanna mit dem Verweis auf die an die Verhandlungsdelegationen gegebenen Sicherheitsgarantien.
Sowohl die nicht zu rechtfertigende Aktion der ELN wie auch die Antwort der Regierung könnten die strategischen Beziehungen zwischen Havanna und Bogota gefährden, schrieben jetzt die Unterzeichner in dem Brief, zu denen auch Humberto de la Calle, Chef-Unterhändler der Vorgängerregierung für die Friedensverhandlungen mit der FARC-Guerilla zählt.
Nach Schätzungen der Behörden verfügt die ELN über eine Truppenstärke von 2.500 Männern und Frauen; sie ist überwiegend im Osten Kolumbiens aktiv. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen rund 7.000 Morde, ebenso viele Entführungen, 3.000 Fälle von Landvertreibung und etwa 1.000 Zwangsrekrutierungen auf das Konto der marxistischen Gruppe. Die ELN wird zudem für schwere Umweltzerstörungen durch über 1.300 Anschläge auf Öl-Pipelines verantwortlich gemacht.
Im September 2016 hatte die Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos ein Friedensabkommen mit der Rebellenorganisation FARC geschlossen. Es beendete den mehr als 50 Jahre andauernden Bürgerkrieg. Für seinen Einsatz erhielt Santos Ende 2016 den Friedensnobelpreis. Die entwaffnete FARC sitzt inzwischen als politische Partei im Parlament. Ein Teil ihrer Kämpfer verweigert sich dem Friedensprozess allerdings und setzt den bewaffneten Kampf fort.
© KNA